Unternehmer*in sein: Interview mit Anke von Platen

Blogheader InterviewAnke von Platens Weg verfolge ich schon eine ganze Weile und finde es großartig, wie sie sich zu einer gefragten Speakerin entwickelt hat. Sie bezeichnet sich selbst als Expertin für Selbstführung, Corporate Coach, Speakerin und Autorin. Seit 2008, nach zehn Jahren im Marketing- und Projektmanagement, begeistert sie ihre Teilnehmer mit einer klaren und frischen Art, das Thema »Selbstführung« genauso ernst wie berufliche Projekte zu nehmen. Mir gefällt an ihrer Vortragsart besonders die reiche und eingängige Metaphorik. Wenn ihr mal Gelegenheit habt, sie zu erleben: Unbedingt hingehen!

Im mentalen Strandkorb das eigene Leben reflektieren

20150420_7395Wenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Damit ich ein Selbstbild von mir bekomme, hilft ein Blick in den Spiegel: Wie sehe ich mich, wie sehe ich aus, wie kleide ich mich, wie fühle ich mich gerade, was mag ich und was mag ich nicht, welche Ereignisse haben Lebenslinien in meinem Gesicht hinterlassen? Finde ich mich selbst gerade gut? Neben diesem offensichtlichen Selbstbild gehören für mich die folgenden tieferen Schichten noch dazu: Welche Haltungen und Einstellungen habe ich? Wofür stehe ich? Wovon bin ich überzeugt? Und: Wo will ich hin? Was sind meine Träume, Wünsche und Ziele?

Mein Selbstbild sollte ich neulich in einer kreativen Vorstellungsrunde zeichnen. Herausgekommen ist ein Strich-Weibchen mit einem Lächeln im Gesicht, Turnschuhen an den Füßen und einer Tasse Kaffee in der Hand. So fühle ich mich am wohlsten. Ich sehe mich selbst im professionellen Kontext als „Expertin für Selbstführung“. Dieses Selbstbild mit allem drum und dran in Worte zu fassen, hat Jahre gedauert und seit mehr als einem Jahr ist es für mich nun rund – auch dank Deiner Hilfe. Wenn mich jemand anderes fragt, was ich so mache, dann antworte ich gerne provokant als Einstieg: „Ich beschäftige mich mit Kiffen.“ Auch das gehört für mich dazu, mich nicht mehr anzupassen sondern mit einem Zwinkern die Dinge beim Namen nennen.

Einen Aspekt möchte ich unbedingt noch ergänzen: Ein Selbstbild kann nie isoliert von anderen Menschen entstehen, denn erst durch Beziehungen, das eigene Spiegeln und auch das Abgrenzen entdecken wir uns selbst, was zu uns gehört und was nicht.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

In meiner Freizeit laufe ich gerne und lange. Die Eigenschaften einer Langstreckenläuferin helfen mir in meinem unternehmerischen Alltag: Ein Ziel, Leidenschaft für das Tun, Ausdauer und Umgang mit Rückschlägen, Gegenwind und schlechten Umgebungsbedingungen.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Wenn ich die Antwort auf wirklich ein Ereignis beschränke, dann ist es mein persönlicher Burnout in 2004. Das war zwar vier Jahre vor dem Beginn meiner Selbständigkeit, dennoch prägen mich die Erfahrungen dieser Zeit immer noch. Die Erfahrung lässt mich täglich Grenzen setzen, Rhythmen einhalten, Abstand nehmen und das Arbeitsleben genießen. Und für mich war diese Erfahrung letztlich der Turning Point, nach dem ich mich mehr auf meine Bauchgefühle, Wünsche und Träume konzentriert und verlassen habe und wo erstmals der Wunsch der Selbständigkeit entstanden ist. Nicht zuletzt prägt es ebenfalls mein inhaltliches Arbeiten mit den Teilnehmern: Wie erkenne ich, dass ich vom Weg abkomme? Was kann ich tun? Wie fühlt es sich am Boden zu sein und wie schaffe ich es wieder aufzustehen? Und ich erhalte regelmäßig das Feedback, dass diese eigene Lebenserfahrung die Workshops und Coachings authentisch machen.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Früher: Die Katastrophe. Ich bin schon gescheitert, wenn ich „zweite“ beim Tischtennis wurde. Seit einiger Zeit finde ich scheitern nicht mehr schlimm. Scheitern ist eine super Lernerfahrung. Spannend finde ich: An was oder wem scheitern wir? Ich denke wir scheitern oft an uns selbst, weil wir zu hohe Erwartungen an uns haben und/oder weil wir zu hohe Erwartungen an das haben, was wir an anderen bewirken möchten – doch letztlich sind wir ja hauptsächlich für uns selbst verantwortlich und nicht für das Verhalten anderer.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Ein bildhaftes System, um sich selbst besser zu verstehen und sich dadurch besser im Alltag zu steuern. Und durch eine klare, bildhafte und motivierende Sprache Impulse geben, die Zügel des eigenen Lebens mehr in die Hand zu nehmen.

Ich biete einen Reflexionsraum an, einen mentalen Strandkorb, um einmal strukturiert über sich nachzudenken, quasi eine persönliche Klausurtagung. Mit all dem möchte ich Unternehmen unterstützen, dass sie ihre Ziele mit zufriedenen und leistungsstarken, motivierten Mitarbeitern erreichen.

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Als es mir vor ein paar Jahren beruflich schlecht ging, habe ich den Tipp bekommen, mir im Detail vorzustellen, wie es ist, wenn es gut ist. Was passiert genau, was machst Du anders? Dieses sehr konkrete Visualisieren anstatt dem Pauschaltipp „Stell Dir vor, Du bist erfolgreich“ war für mich der Schlüssel. Wenn ich es mir vorstellen kann, kann ich es viel leichter tun. Seitdem gehört das positive Kopfkino jeden Morgen dazu. Und: Andere Menschen um Unterstützung bitten, Fragen stellen, sich nicht zu fein sein.

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Das beste Marketing für mich ist, indem ich meine Sache gut mache: Workshops, Vorträge, Coachings sowie die professionelle Abstimmung und Vorbereitung mit dem Entscheider. Die meisten Kunden kommen über Empfehlungen. Darüber hinaus pflege ich meine bestehenden Kontakte sehr ausdauernd und bringe mich mindestens 2x pro Jahr telefonisch oder postalisch in Erinnerung, eher 4x pro Jahr. Daneben sorge ich für Sichtbarkeit durch meine Website, möglichst regelmäßige Blogartikel, Newsletter und Postings auf facebook und twitter. Ab und zu mache ich ein Mailing, aber nicht mehr als 1-2 x pro Jahr. Der persönliche Kontakt und eine gute „Beziehungspflege“ ist mein wichtigstes Marketinginstrument.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Mittlerweile mögen wir uns und unsere Freundschaft wird immer fester, da wir beide in unsere Beziehung investieren ;). Spaß beiseite: Mein Verhältnis zu Geld hat sich ähnlich meinem Selbstbild entwickelt. Ich merke es daran, wie sehr ich zu meinem Honorar stehe und das vertrete. Meine Einstellung zu mir selbst verbessert meine Beziehung zum Geld. Die Beziehung ist sicherlich eine andere als in meinem Angestellten-Dasein, als das Geld mehr oder minder automatisch kam. Ich wertschätze meinen eigenen Verdienst auch mehr, weil das ganz allein mein eigenes Wirtschaften ist. Sehr große Ausgaben überlege ich sehr gut – sprich: in welchem Verhältnis steht es zu meinem Verdienst, ist es mir das jetzt wirklich wert? Ich habe am Anfang oft gesagt: Ich bin nicht selbständig wegen dem Geld, Geld ist mir nicht wichtig. Das stimmt für mich nicht mehr. Es ist mir wichtig, Geld ist für mich Sicherheit und eine Ressource, und gibt mir ein gutes Gefühl.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Beim ersten Kaffee am Morgen in Stille: (Fast) Tägliche Visualisierung meiner Tages-/Monats- und Jahresziele, Beschreibung dieser und ggf. Anpassung. Klassischer Terminkalender (ich mag die von Leuchtturm in bunten Farben), in den ich alles schreibe, was zu tun ist, geordnet nach Prioritäten. Ein Vortrag oder Workshop ist zumeist 1-2 Wochen finalisiert, das mindert Stress und gibt mir ein gutes Gefühl. Ab 19:00 Uhr und am Wochenende arbeite ich nicht. Lieber stehe ich ganz früh auf und sitze um 5:00 Uhr am Schreibtisch – kommt extrem selten vor. Ich organisiere mich viel nach dem Pareto-Prinzip (mit 20% Einsatz erreiche ich 80% Ergebnis). An einem Schreibtisch-Tag diszipliniere ich mich selbst zum konzentrierten Arbeiten, in dem ich „Intervall“-Training mache: iPhone-Timer auf 30 Minuten. In diesen 30 Minuten gibt es keine E-Mails, keine schnellen Internet-Recherchen oder sonstige Ablenkungs- und Übersprungsmanöver. Für mich ist guter Schlaf die wichtigste Miete für einen super nächsten Tag: Daher ab mittags keinen Kaffee mehr, ab 19:00 Uhr ist Feierabend und dann auch das iPhone auf Flug oder ganz aus ab 22:00 Uhr und ab ins Bett.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Tatsächlich den Aus-Knopf auf Laptop, iPad und iPhone drücken.

Und sonst: Laufschuhe an, eine Runde oder auch eine große Runde laufen, gern auch mal mit lauter Musik. Danach bin ich auf Reset. Ansonsten tue ich unwahrscheinlich gerne nichts und schaue vom Sofa dem lieben Gott ins Fenster. Und: Kochen, einfach mal Möhren schälen, Kartoffeln pellen oder neue Rezepte ausprobieren. Und wenn die große Entspannung erforderlich ist: Ab nach Sylt. Sobald ich auf dem Autozug bin, schaltet mein Hirn um.

Ganz herzlichen Dank, liebe Anke, für diese spannenden Einblicke in deinen Werdegang und dein Leben als Unternehmerin!

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2 Kommentare zu „Unternehmer*in sein: Interview mit Anke von Platen“

  1. Ich würde aber auch immer sagen, es kommt darauf an, bei was man scheitert. Setzt man ein Herzensprojekt an die Wand sieht man das ganze sicherlich nicht so locker.

  2. Hallo Anna,

    ich glaube nicht, dass es darum geht, das Scheitern locker zu sehen. Wenn man wirklich sein Herzblut in eine Sache steckt, und das klappt dann nicht: Klar tut das weh!

    Aber dennoch gibt auch aus solchen Erfahrungen immer etwas zu lernen. Und im nächsten Anlauf klappt es dann vielleicht …

    Liebe Grüße
    Heide

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