Wirklich überall mitspielen?

Versuch einer persönlichen Bilanz

Gestern bin ich einer Einladung gefolgt und habe mich nun auch noch bei LinkedIn registriert. Ich bin ja bisher auch nur bei Xing, Twitter, Facebook, Yasni, MyOnID, Mixxt und drölfundfünfzig weiteren Portalen zu finden. Aber es mehren sich inzwischen die Tage, wo ich mich frage, ob es das wirklich bringt. Und ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, die sich darüber Gedanken macht, ob, und wenn ja, wann und wie oft man sich auf all diesen Plattformen aktiv beteiligen soll.

Um diese Frage zu beantworten, habe ich mir mal Gedanken dazu gemacht, wozu ich die einzelnen Communities und Plattformen eigentlich nutze. Sich zu registrieren, tut ja erst mal nicht weh – aber wenn ich als Network-Leiche vor mich hinschimmele, nützt das auf Dauer wahrscheinlich weder mir noch meinen Kontakten. Oder gibt es doch Argumente für eine passive Mitgliedschaft?

 

Xing:

Bei Xing bin ich wahrscheinlich eines der Mitglieder der ersten 12 Stunden oder so. Jedenfalls bin ich seit Dezember 2003 dabei, also schon beinahe sechs Jahre. Deshalb fühlt es sich für mich dort wahrscheinlich auch wirklich ein bisschen wie zuhause an. Ich habe die Entwicklung dieses Netzwerks von Beginn an mitverfolgt, in gewisser Weise durch meine Aktivitäten dort auch mitgestaltet, und ich bin noch immer fast jeden Tag mindestens einmal auf der Seite.

Ich nutze Xing vor allem, um mich auf dem Laufenden zu halten, was meine Kontakte gerade so tun, aber auch als Informationsbörse, denn ich habe sehr viele Gruppen-Bretter abonniert. Dadurch erhalte ich täglich -zig Mails, die mich auf neue Beiträge aufmerksam machen – ein sehr guter Service, finde ich, denn ich kann durch einen schnellen Scan der Betreffs sehr schnell identifizieren, ob mich der betreffende Thread wirklich interessiert.

Darüber hinaus habe ich Suchagenten installiert, die mich auf Neumitglieder aufmerksam machen, die für mich interessant sein könnten. Manchmal entscheide ich mich dann für eine Kontaktaufnahme, aber immer erst über eine persönliche Nachricht. Wenn sich daraus ein gegenseitiges Interesse entwickelt, kann man sich immer noch vernetzen.

Meine Mitgliedschaft in aktuell 27 (!) Gruppen ist zumeist eher passiv. Seit ein paar Wochen bin ich Ko-Moderatorin der Twitter-Marketing-Gruppe, eine interessante neue Option, um mit anderen Mitgliedern in Kontakt zu kommen und Twitter und Xing miteinander zu verknüpfen.

Und natürlich nutze ich Xing auch zur Akquise – nicht immer konsequent, aber durchaus ernsthaft. Xing möchte ich wirklich nicht missen. In Deutschland ist es nun mal das führende Netzwerk im Moment, und ob LinkedIn hier tatsächlich Boden gewinnen wird, bleibt erst mal abzuwarten. Aber es wird auf jeden Fall spannend zu beobachten, wie die beiden Business-Netzwerke sich den Kuchen aufteilen werden. Meiner Vermutung nach wird LinkedIn sich bei den eher international agierenden Geschäftsleuten durchsetzen, während Xing regional und national die Nase vorn haben wird. Mit dem neuen Hauptaktionär Burda hat Xing sich heute jedenfalls einen starken Partner für die weitere Expansion ins Boot geholt.

Twitter:

Der Microblogging-Dienst hat sich innerhalb kurzer Zeit an die zweite Stelle meiner Social-Media-Nutzung katapultiert. Ich denke, das hat vor allem mit der hohen Interaktivität zu tun. Das „Gespräch“ mit meinen Followern hat mir anfangs sehr viel Spaß gemacht. Aktuell bin ich allerdings sehr dankbar über die Einführung der Listenfunktion, denn ansonsten ist die Kommunikation in letzter Zeit mangels Übersicht bei rund 1.400 Followern etwas zu kurz gekommen – und das hatte mir auch den Spaß ein wenig vermiest.

Twitter nutze ich momentan in erster Linie zur Informationsbeschaffung. Ich habe festgestellt, dass das auf Kosten meiner Blog-Lektüre geht. Anscheinend kann ich pro Tag nur so-und-so-viele Infos aufnehmen, mehr geht einfach nicht.

Ich denke zurzeit darüber nach, wie ich Twitter noch stärker nutzen kann, um meine Dienstleistungen zu promoten, ohne aber massenweise entfollowt zu werden – das wäre schließlich auch nicht im Sinne des Erfinders 😉 .

Facebook:

Bei Facebook von einer aktiven Nutzung zu sprechen, ist meinerseits zurzeit definitiv übertrieben. Lustigerweise sind dort sehr viele Menschen registriert, die ich bereits aus anderen Zusammenhängen kenne. Deshalb habe ich auf Facebook auch schon fast 60 „Freunde“, ohne viel dafür getan zu haben. Ich habe mir aber fest vorgenommen, mir das Thema mal genauer anzuschauen. Angeblich soll Facebook ja auch gaaaanz toll in punkto Marketing zu nutzen sein. Schön, wenn das so ist und ich dahinter komme, wie das dann geht. Wann ich Facebook dann noch aktiv pflegen soll, ist mir allerdings noch nicht so ganz klar. Hm, hm.

Mixxt:

Über Mixxt betreibe ich einerseits das Marketing Lab, in dem ich mich mit einem relativ eingegrenzten Kreis von Leuten über meine eigenen und deren Marketingaktivitäten austausche. Das ist also eine sehr sinnvolle Mitgliedschaft für mich.

Darüber hinaus basieren auch einige andere Netzwerke auf Mixxt, bei denen ich mich registriert habe, wie zum Beispiel das Düsseldorfer TweetUp. Das heißt, ich erhalte automatisch Einladungen bei neuen Terminen und kann darauf reagieren.

Yasni:

Das Prinzip von Yasni klingt erst mal interessant: Sich dort registrieren und ein automatisches Monitoring darüber bekommen, wo mein Name im Netz überall auftaucht. Außerdem kann man sich auf yasni auch von anderen Usern bewerten lassen. Bisher habe ich diese Funktion aber noch gar nicht aktiv genutzt. So ganz erschließt sich mir der Nutzen von det Janze nämlich noch nicht. Aber immerhin bin ich bei Xing schon mal Mitglied in der Yasni-Gruppe geworden – vielleicht werde ich ja dort erhellt 😉 .

Auch MyOnID hat ja diesen Ansatz, alle Profile in Social Media auf einer zentralen Seite zu aggregieren. Wer auf mein MyOnID-Profil klickt, kann nicht nur meine aktuellen Blogbeiträge lesen, sondern auch sehen, was ich kürzlich getwittert habe. Zudem bietet auch diese Seite ein Monitoring an. Die spannende Frage lautet: Was unterscheidet die eine Seite positiv von der anderen? Oder macht es wirklich Sinn, überall präsent zu sein?

Wenn ich danach gehe, welche Mitgliedschaften sich für mich wirklich auszahlen, dann reichen momentan Xing und Twitter. Facebook und LinkedIn werde ich mir noch genauer anschauen, schon, weil ich meinen Kunden begründete Empfehlungen geben möchte. Passiv-Mitgliedschaften in den weiteren Plattformen schaden vermutlich nicht – aber inwieweit sie wirklich sinnvoll sind, muss wahrscheinlich jeder für sich entscheiden.

12 Kommentare zu „Wirklich überall mitspielen?“

  1. Hallo Frau Liebmann,

    ein wichtiges Thema, das Sie hier ansprechen. Ich frage mich auch gerade, in welchen Portalen ich registriert sein sollte und wie intensiv ich mich dort jeweils einbringen kann. Eine wirklich schwierige Frage. Für mich heißt die Lösung zurzeit ebenfalls: Ausprobieren und Beobachten. So weiß ich dann zumindest, worüber ich spreche, wenn meine Kunden mich fragen.

    Herzliche Grüße
    Martina Schäfer

  2. Eine sehr interessante persönliche Bilanz…
    😉

    Ich ergänze einfach mal:

    Yasni ist in erster Linie dafür gut, dass ein extern Suchender einen so findet, wie man sich selbst als Person, Arbeitnehmer oder Dienstleister darstellen möchte. Es geht um einen ersten Überblick…die verschiedenen Facetten der eigenen Person kann man dann in den speziellen Netzwerken tiefer zeigen (Business in Xing, Privat in Facebook usw.).

    Für Suchende ist Yasni wie die Shoppingmall, die zu den einzelnen Geschäften (=Facetten des Menschen) führt. Eine eher passive Mitgliedschaft ist bei Yasni also durchaus gewollt und sinnvoll. Man schaut ja auch nicht täglich in die Gelben Seiten, ob man noch drin steht. Yasni ist eher ein People-Wiki, das man aber für sich selbst pflegt…

  3. Die Frage habe ich vor langer Zeit für mich gelöst:

    (1) Ich habe mich für eine Haupt-Präsenz entschieden. Das ist meine Homepage, weil ich dort volle Kontrolle über alle Informationen (und Darstellung) habe.

    (2) Es gibt wenige Sekundär-Präsenzen, die ich pflege, also aktuell halte (das ist für mich eher LinkedIn als Xing – zum einen, weil ich lange in den USA lebte und zum anderen, weil das Preis-Leistungsverhältnis bei Xing nicht stimmt).

    (3) Bei vielen Netzwerken bin ich dabei, aber nur mit einer passiven Präsenz. Dort steht dann aber auch, dass ich die Plattform nicht pflege und setze einen Link – meistens auf meine Homepage.

  4. Warum ist bei Social Media Angeboten, immer die Frage nach dem Muss? Muss ich mich da anmelden? Muss ich da aktiv sein? Muss ich mich da mehr drum kümmern? Auch die Kommentatorin Martina Schäfer geht die Sache total falsch an. Mit der Fragestellung, wo SOLLTE ich mich mehr einbringen, gibt sie ja schon zu, dass sie eigentlich gar keine Lust auf Social Media hat und das wahrscheinlich nur aus beruflichen Gründen tut.

    Es sollte Freude machen, in Netzwerken präsent zu sein oder eben einen Nutzen mit sich bringen.

    Freizeitportale (Facebook, VZ,…) nutze ich, um einfach in Kontakt mit Freunden oder Studienkollegen zu bleiben. Erzählt mir gerade niemand was auf diesen Portalen, gehe ich nicht drauf. Microblogging-Dienste (Twitter, ua) nutze ich, wenn ich was zu sagen habe, ansonsten kümmern sie mich nicht (kommt zugegebenermaßen nicht all zu oft vor). Business-Portale (myON-ID, Xing) werden genutzt, um mich zu repräsentieren. Das geht natürlich vor allem bei myON-ID sehr gut, da ich dort viele Möglichkeiten habe, mich vielseitig von meiner besten Seite zu zeigen und wie Heide Liebmann bereits schrieb, die Seite durch den Live-Stream immer aktuell bleibt.

    Ein ausgedehntes Netzwerk zu haben, empfinde ich als sehr wichtig und deshalb kann(muss aber nicht)jede Plattform sinnvoll sein. Sollte die Nutzung der Social Media Medien nur beruflich erfolgen, dann ist es wahrlich sinnvoll Prioritäten zu setzen, um sich zeitgemäß zu präsentieren. Bei privater Natur sollte man aber nirgens den Zwang verspüren, ständig schauen zu müssen, ob ich überall noch gut vernetzt bin. Dann macht man irgend etwas falsch.

    In diesem Sinne: Happy networking! 🙂

  5. Hallo Frau Schäfer, es ist auf jeden Fall sinnvoll, sich ein paar Gedanken dazu zu machen, wo man mitspielen möchte. Aus reinem Pflichtbewusstsein aber bringen die ganzen Social Media Plattformen meiner Meinung nach nichts. Wenn einem diese Art der Kommunikation nicht liegt, macht das Ganze keinen Sinn. Dennoch: Ich finde es schon wichtig zu überlegen, welche Ziele man mit seinen Präsenzen verfolgt. Das hilft dann auch bei der Auswahl der „richtigen“ Kanäle.

  6. Hallo Herr Schütz, vielen Dank für diese Ergänzungen. Wenn Sie schreiben, dass yasni die passive Mitgliedschaft durchaus will, dann frage ich mich aber, wozu die Community- und Bewertungsfunktionen dann gedacht sind … Ich habe den Eindruck, dass es gerade bei den Bewertungen auch oft die Tendenz gibt „Gebe ich dir eine gute Bewertung, machst du das umgekehrt auch für mich.“ Allerdings führt diese Praxis das System irgendwie ad absurdum. Ich weiß oft nicht, warum mich vollkommen fremde Menschen positiv bewerten – und umgekehrt tue ich das nicht aus reiner Freundlichkeit. Vielleicht möchten Sie ja dazu noch mal was sagen?

  7. @Michael Jastram: Ja, das ist natürlich auch eine Möglichkeit. Allerdings finde ich es trotzdem noch spannend, auch Teil von Communities zu sein, die über die auf meinem eigenen Blog hinausgeht. Twitter etwa ist für mich als Informationsmedium nahezu unbezahlbar, und es macht einfach Spaß, sich dort auszutauschen. Dennoch, es bleibt auch eine Zeitfrage. Und ich habe entschieden, zukünftig auch wieder mehr hier präsent zu sein – und meine Artikel dann in den anderen Netzwerken zu promoten.

  8. Hallo Anya, das kann ich alles genau so unterschreiben. Ein bisschen ausprobieren und schauen, was einem liegt, bleibt einem einfach nicht erspart. Ich finde, man muss aber begründete Entscheidungen treffen können. Der Spaßfaktor ist wichtig, aber nur deshalb twittere ich nicht oder bin auf Xing unterwegs. Ich habe schon klar definierte Ziele und Ideen, was ich durch meine Präsenzen auch erreichen will.

  9. Hallo Frau Zecher, ich freu mich, dass Sie etwas damit anfangen können und fühle mich geschmeichelt durch Ihr nettes Feedback, vielen Dank! 🙂

  10. Hallo Heide,

    das ist ein Thema , das ich ganz pragmatisch für mich entschieden habe. Ich bin nicht so sehr der Netzwerkenfreak, auch im normalen Leben nicht obwohl ich natürlich weiß, dass das fürs business wichtig sein soll. Aber es bringt mir einfach keinen Spaß u.dann wirds nur krampfig.

    Ich habe festgestellt, dass es mir zuviel Zeit „frisst“ viele Communities oder Plattformen im Blick zu behalten. Und so habe ich zwei bis fünf, die ich regelmässig verfolge und mich auch einbringe, u.a. auch das MarketinLab wenn ichs schaffe :-). Das reicht mir. Da hab ich auch nicht das Gefühl, mich zu zersplittern mit Zeit und Aufmerksamkeit.

    Meine Webseite ist mein wichtigstes Marketinginstrument, sie wird von mir auf allen Plattformen, wo ich mich registriert habe, beworben. Xing habe ich lange gut genutzt, bis ich immer wieder in solche threads gelangt bin, wo die Leute sich gegenseitig abgewatscht hatten (Profilneurose), wer was besser weiß. Da war ich dann erst mal eine Weile abstinent. Gucke aber schon rein, was meine Kontakte so machen.

    Mit dem Twittern bin ich noch nicht warm geworden, mit dem bloggen schon. Aber alles ist im Fluss und es ist immer wieder wichtig sich neu zu entscheiden, was gut passt und was nicht.
    in diesem Sinne liebe GRüße
    Barbara

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