Aufgeben ist keine Option? Doch!

Wieso Dranbleiben dir nicht immer guttut

Da habe ich eben noch über Integrität gesprochen und darüber, dass man sich selbst gegenüber eine Verpflichtung eingehen soll. Dass Dranbleiben ein Marathon ist und kein Sprint. Und das ist ja auch alles richtig. Aufgeben ist keine Option! Oder?

Tatsächlich führt der von vielen verinnerlichte Spruch „Wer A sagt, muss auch B sagen!“ wirklich oft zu richtig schlimmem Leid.

Nämlich dann, wenn du dir nicht erlaubst, einmal getroffene Entscheidungen immer wieder darauf abzuklopfen, ob sie wirklich noch dir und deinen Werten und wahren Zielen entsprechen. Sich um jeden Preis durchzubeißen, bedeutet, dass dieser Preis manchmal wirklich viel zu hoch ist.

Gebiss aus einem Apfelschnitz
©depositphotos.com/PantherMediaSellers

Als junge Frau habe ich mich dazu entschieden, Politikwissenschaft zu studieren. Eigentlich war mir schon nach dem ersten Semester klar, dass das nicht meins war. Ich hatte völlig falsche Vorstellungen davon, und mir war nicht klar, wie abstrakt und theoretisch dieser Studiengang ausgelegt war. Aber weil ich nicht zugeben wollte, dass ich mich geirrt hatte und total unglücklich mit meiner Entscheidung war, schleppte ich mich weiter in Seminare, die mir nicht viel geben konnten. Ich drückte mich davor, Hausarbeiten zu schreiben, und ich hasste mich dafür. Irgendwann fühlte ich mich als komplette intellektuelle Versagerin und rutschte immer tiefer in eine ausgewachsene Depression. Erst mit der Diagnose einer chronischen Erkrankung konnte ich die Notbremse ziehen.

Wann Aufgeben die einzig richtige Option ist

Klar, es fühlt sich im ersten Moment nicht immer gut an, wenn man von einem Ziel ablässt. Damit sind ja oft hochfliegende Träume verbunden. Ich wollte damals zum Beispiel eigentlich Journalistin werden, und zwar am liebsten gleich beim Spiegel (was damals noch ein anderes Magazin war als heute …). Diese Vorstellung von mir aufzugeben, tat weh. Scheitern ist wahrscheinlich immer erstmal schmerzhaft.

Aber seit damals bin ich überzeugte Anhängerin des Spruchs „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!“

Scheitern ist nämlich meist nur in diesem ersten Moment unangenehm. Fast immer stellt sich kurz darauf Erleichterung ein, ein Riesenberg fällt von den Schultern, du atmest merklich auf.

Woran du merkst, dass Aufgeben doch eine Option ist:

  • Wenn du spürst, dass du immer wieder gegen Windmühlenflügel kämpfst und keinen Fortschritt erkennen kannst …
  • Wenn du dich immer öfter zwingen musst, deine Aufgaben zu erledigen …
  • Wenn du schon mittags erschöpft bist von deinem Alltag …
  • Wenn es sich eigentlich nur noch nach Kampf anfühlt und dir jegliche Freude abhanden gekommen ist …

… Denn dann ist es allerhöchste Zeit, dass du dein Ziel nochmal überprüfst und dich ehrlich fragst, ob es das wirklich wert ist.

Und wenn die Antwort darauf ein klares Nein ist – dann lass es. Gestehe dir zu, dass du dich geirrt hast.

Denn damit setzt du enorm viel Energie frei und kannst dir ein neues Spielfeld suchen, statt auf dem alten einen aussichtslosen Kampf zu führen.

Mein ewig gültiger Tipp: Folge der Freude!

Sie ist heute mein Leitstern und zeigt mir immer den Weg, dem ich wirklich folgen möchte. Es gehört Mut dazu, alte Träume und Erwartungen an sich selbst loszulassen. Aber oh, welche Lust, welche Potenziale dann frei werden! Folge der Freude! Folge der Freude. Gib einfach auf.

Welche alten Träume hast du schon loslassen müssen? Wann hast du aufgegeben – und wie ist es dir damit gegangen? Ich freu mich auf deine Kommentare.

In Freude
Heide

[callout width=“50″ align=“center“]Falls es trotzdem Vorhaben gibt, für die das Dranbleiben sich für dich lohnt: Hier unverbindlich eintragen, wenn du in Kürze weitere Infos dazu erhalten willst. Einfach dranbleiben! ;-)[/callout]

5 Kommentare zu „Aufgeben ist keine Option? Doch!“

  1. Guten Morgen,
    die Frage ist ja immer auch: ist loslassen bzw. etwas aufgeben immer ein Scheitern?
    Oder ist es nicht vielmehr sehr mutig einen neuen Weg zu wählen?
    Die Größe zu besitzen, zu erkennen, dass ein anderer Weg vielleicht mittlerweile der bessere ist?

    Und schon fühlt sich die Umentscheidung oft gar nicht mehr so falsch und klein, sondern vielmehr groß und gut an 🙂

    Liebe Grüße
    Heike Lorenz

  2. Genau das habe ich versucht auszudrücken. Ich finde ja ohnehin, dass Loslassen und Dranbleiben zwei Seiten einer Medaille sind.

  3. Manchmal musst du eben die Warum-Frage stellen. Besonders, wenn dein Ziel irgendwie immer in der Endlosschleife hängen bleibt und du nicht voran kommst. Ziele loslassen, die dich nicht weiterbringen und die dich zu viel kosten. Dann ist der Abschied kein Aufgeben, sondern eine nötige Neuorientierung.

  4. Super Hinweis, Susanna, danke! Ja, es ist tatsächlich sehr wichtig, seine Ziele immer mal wieder zu überprüfen.

  5. Hallo Heide,

    ich habe einige Jahre gebraucht, meine Vielseitigkeit beruflich bloß nicht „öffentlich“ auszuüben. Nur zwei konkrete Zielgruppen und für die die passenden Angebote auf die Website. Bloß kein „Bauchladen“. Mittlerweile – Corona sei dank 😉 – mache ich, was ich kann. Einiges findet sich demnächst dazu auch auf der Website. Etliche Projektanträge schreibe ich dieser Tage und es bereitet Freude (selbst die ungeliebten Aufgaben dabei, das will was heißen?!?) . Und ich will sie nicht unter den Teppich kehren, weil sie ja Gruppe A oder B total irritieren könnte… Also: Mut zur Lücke und ausprobieren, das Leben ist kurz und will gelebt werden.

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