Als Freiberufler oder Selbstständiger wird man ja oft mit der Frage konfrontiert, wie man sich dauerhaft selbst motivieren kann und wie man sich gegebenenfalls aus einem Motivationsloch auch mal wieder herausmanövriert.
Volkert Brammer, ein Trainerkollege aus Lübeck, ist Experte für diese Fragestellung. Mit ihm zusammen veranstalte ich am 25. Februar die Düsseldorfer ErfolgsWerkstatt für Trainer, Berater und Coaches, und ich habe ihm mal ein bisschen auf den Zahn gefühlt:
Volkert, du wirst im Rahmen der ErfolgsWerkstatt für Trainer, Berater und Coaches eine MotivationsWerkstatt anleiten. Wie motivierst du dich denn eigentlich selbst?
Eine meiner größten Motivationsquellen ist das Wissen, dass ich als Trainer und Coach den schönsten Beruf der Welt habe: Ich arbeite mit den Kunden, die wirklich zu mir passen, unterstütze sie tatkräftig in den Themen, in denen ich mich auskenne und kann mein Leben und meinen Beruf frei gestalten. Wodurch ich mich außerdem motiviere: Ich stelle meine wirklich wichtigen Projekte in den Mittelpunkt meines Tun, fülle regelmäßig meine Erfolgs-Schatzkiste mit all meinen Aufgaben, die erfolgreich verlaufen sind, freue mich darauf täglich einem wunderschönen Netzwerkbüro in der Lübecker Altstadt zu arbeiten. Und obendrauf gebe ich mir täglich ein Trinkgeld, mit dem ich mir am Ende des Monats etwas ganz Besonderes gönne.
Und welche Themen fallen dir besonders schwer, zu denen du dich immer wieder neu motivieren musst? Gibt es da besondere „Tricks“?
Buchhaltung und Steuer 😉 . Das schiebe ich wie viele andere Freiberufler vor mir her … und dann droht plötzlich der Abgabetermin. Mein „Trick“ dafür ist schon seit längerem meine Steuerberaterin und für dieses Jahr ein regelmäßiger, monatlicher Termin, den ich mir gesetzt habe, um all die Fleißaufgaben abzuarbeiten. Manchmal habe ich Aufträge, die nicht so gut laufen, die ich als mühsam und zäh erlebe und wo die Durchführung mir wie ein riesiger Berg vorkommt, den ich nicht besteigen kann. Da hilft es mir beispielsweise, dass ich die Rechnung schon mal aufsetze und schwarz auf weiß sehe, was ich durch den Auftrag einnehme. Oder mich davon frei mache, gerade so einen Auftrag perfekt und mindestens 110-prozentig zu machen. Meine Trick dafür ist mir die Erlaubnis zu geben, dass ich es mir leichter machen darf. Und das wirkt Wunder!
Ich bin ja jemand, der sich immer sehr schnell für etwas begeistern und dann kurzzeitig auch sehr viel Energie dafür entfalten kann. Aber auf der Langstrecke geht mir bei der Umsetzung gern mal die Puste aus. Was könntest du mir da denn empfehlen?
Spontan würde ich dich als erstes fragen, was deine Begeisterung ausmacht, was dich an dem Thema, dem Projekt so fasziniert und begeistert. Wenn das klar ist, würde ich dir raten eine Strategie zu finden, um diese hohe Energie immer wieder zu nutzen, und auf der Langstrecke aufzutanken. Eine Möglichkeit dafür ist, dass du einen Vertrag mit dir selbst abschließt, der klar, konkret und wirklich motivierend ist. Und in dem du die Teilstrecken, deine Teilaufgaben mit verbindlichen Terminen aufführst. Außerdem könntest du dir für das Erreichen der Teilstrecken Belohnungen geben. Wie das genau aussieht, verrate ich dann im Workshop 🙂 .
Bei welchen Themen haben deiner Erfahrung nach gerade Trainer, Berater und Coaches besondere Schwierigkeiten, sich zu motivieren?
Marketing, Kaltakquise, Auftragsebbe und Aufträge, die man annimmt, obwohl das Bauchgefühl etwas anderes sagt.
Warum ist es deiner Meinung nach überhaupt so wichtig, sich mit seiner Motivation zu beschäftigen?
Weil es viel klarer macht, warum ich die ganze Arbeit eigentlich mache und was ich konkret tun kann, um meine Begeisterung und Motivation auf einem stimmigen Level zu halten. Gerade für uns Trainer, Berater und Coaches ist es enorm wichtig zu wissen, wofür man brennt, an welchen Themen man leidenschaftlich interessiert und worin man wirklich gut ist. Außerdem auch, welchen Beitrag man in die Welt bringen möchte. Das gibt einem eine ganz andere Kraft und Motivation, an der man immer wieder anknüpfen kann und die dafür sorgt, dass der Funke auch zu den Kunden überspringen kann.
Was macht für dich ganz persönlich den Zusammenhang zwischen Motivation und Erfolg aus? Gibt es da vielleicht eine Art Schlüsselerlebnis?
Na, klar! Wenn ich mit einem Training oder Coaching Erfolg habe, die Teilnehmer wirklich erreiche und sie mit meiner Unterstützung Fortschritte machen, bekomme ich Bestätigung, dass mein Tun, meine speziellen Angebote und meine Arbeitsweise wirklich hilfreich sind. Und das ist ja auch genau das, was uns Mut macht, Tag für Tag unseren Job zu machen, Marketing zu betreiben, uns weiterzuentwickeln und neue Angebote in die Welt zu setzen. Diese Erfolge – im Großen wie im Kleinen – sollten wir sammeln, am Besten in einer Erfolgs-Schatzkiste. Mehr dazu gibt es auch im Workshop.
Ein Schlüsselerlebnis ist für mich ein Seminar aus meiner Anfangszeit als Trainer, das ganz leicht, rund und schön lief. Für die Teilnehmer war es durchaus anstrengend, es ging um ein Konflikttraining. Ich hatte damals eine kleine Seminargruppe von 8 Teilnehmern, die sich schnell in das Seminar eingefügten, sehr meine interaktive, abwechslungsreiche und fokussierte Arbeitsweise schätzten und engagiert an ihren Themen arbeiteten. Es ist eines meiner Highlights, an das ich mich gerne erinnere und mir damals sehr viel Mut gemacht hat, weiter meinen Weg Trainer zu gehen.
Siehst du auch eine Verbindung zwischen Motivation und Intuition, meinem Thema bei der ErfolgsWerkstatt? Welche denn?
Wachsam sein, eigenen Impulsen vertrauen und sie auch nutzen. Beispielsweise kann ich bereits in der Auftragsklärung merken, wenn etwas am Auftrag faul ist. Vielleicht soll ich als Trainer die Teammitglieder auf Spur bringen, obwohl die Führungskraft an ihren Führungsqualitäten arbeiten müsste. Oder ich soll ein Motivationstraining anbieten, damit sich die Stimmung im Unternehmen verbessert. In Wirklichkeit müsste aber an der fehlenden Konfliktkultur gearbeitet werden. Die Intuition könnte uns in derartigen Situationen helfen, klar Aufträge zu verhandeln und durchzuführen, die wirklich sinnvoll und nützlich sind und auch mich begeistern.
Du sprichst ja davon, die Motivation auf einem stimmigen Level zu halten. Was genau bedeutet das für dich?
Ich möchte damit deutlich machen, dass es eben nicht um Verbesserung, Optimierung um jeden Preis geht. Sondern es geht mir im Kern darum, die Dinge leichter zu machen, mit weniger Aufwand mehr zu erreichen und auch meinem Leistungsvermögen gerecht zu werden. Es ist nun mal menschlich und natürlich, dass wir Hochphasen haben, in denen Vieles gut läuft, wir gut drauf sind, in Saft und Kraft stehen und Momente mit Flow erleben. Es gibt aber auch die Tage, an denen es ganz anders läuft. Beides sollten wir leben und anerkennen. Also Erfolge feiern, den Schwung nutzen für Größeres und anderen von unserem Fortkommen erzählen. Und auch mal fünfe gerade sein lassen, wenn es nicht unser Tag ist, uns Fehler verzeihen, uns mal frei geben und auch anderen, vertrauten Personen von Situationen erzählen, in denen wir mal nicht so geglänzt haben.
Vielen Dank, Volkert!
Nächste Woche stelle ich mich dann Volkerts Fragen zu meinem Workshop Mit Bauchgefühl und Köpfchen zum angemessenen Honorar – Wie sich Ihre Intuition für Sie als Trainer, Berater und Coach ganz reell auszahlt.
Wer sich gerne zur ErfolgsWerkstatt für Trainer, Berater und Coaches anmelden möchte, schicke mir einfach eine Mail. Bis zum 31.01.2012 gilt noch der Frühbucherrabatt von € 129, danach kostet die Teilnahme € 149.
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