Zurzeit plane und texte ich mal wieder Flyer für einige Kunden und dachte, ich lasse euch mal wissen, wie ich vorgehe, um ein Textkonzept zu erstellen:
- Zuerst kommt das Briefing: Da frage ich meinem Kunden Löcher in den Bauch, damit ich genau verstehe, was er eigentlich anbietet, wem er das kommunizieren will und was er mit dem Flyer überhaupt erreichen möchte. Es kommt hin und wieder vor, dass wir dann plötzlich feststellen, dass ein Flyer gar nicht das geeignete Medium ist.
Dafür habe ich eine Fragenmatrix, die ich Schritt für Schritt abarbeite. So komme ich schnell und effizient an die wichtigsten Informationen. Manchmal schicke ich den Fragenkatalog auch per E-Mail an meinen Kunden – immer dann, wenn ich merke, er kann mir meine Fragen nicht wie aus der Pistole geschossen beantworten und braucht noch ein bisschen Zeit, um sich ein paar Gedanken zu machen.
Ich kläre auch, ob Design und Format bereits feststehen bzw. welchen Gestaltungsspielraum ich für das Textkonzept habe.
Und weil ich meistens Einzelunternehmer als Kunden habe, darf natürlich der Nasenfaktor nicht zu kurz kommen, weshalb in meinem Briefing auch der Fokus auf der Persönlichkeit meines Kunden liegt. - Wenn ich alle notwendigen Informationen zusammen habe, beginnt die kreative Phase. Meistens nehme ich mir erst einmal alle Unterlagen vor, die ich bekommen habe, und markiere Schlüsselwörter. Dann trage ich auf einer Mindmap diese Begriffe zusammen und ergänze sie in einem ersten Durchgang mit Ideen, Assoziationen, Gedankenfetzen. Manchmal lagere ich auch schon einzelne Ansätze aus und clustere fröhlich drauflos.
Clustern? Das heißt, ich schreibe einen zentralen Begriff in die Blattmitte, umkringele ihn, ziehe einen Strich und schreibe an dessen Ende den nächsten Begriff, der mir einfällt und den ich erneut umkringele, und zwar ohne abzusetzen und so schnell wie möglich. Wenn mir bei dieser Kette nichts mehr einfällt, gehe ich wieder zu zentralen Punkt zurück und fange woanders an. Wenn mir gar nichts einfällt, umkringele ich einfach immer weiter. Die Technik hilft enorm beim Denken, freien Spinnen und Dabeibleiben.
Oft kristallisieren sich recht schnell zentrale Ideen oder Begriffe heraus. Dann stelle ich ein Wortfeld zusammen, gern mit Unterstützung durch den Wortschatz der Uni Leipzig und andere Hilfsmittel wie den Textor oder das Lexikon der Wortwelten. Oder ich bitte meine Kolleginnen im texttreff dabei, mit mir zusammen ein bisschen „Gehirnsturm“ zu betreiben. Ich suche nach Synonymen, Redensarten, einfach allem, was irgendwie mit dem Thema zu tun hat. Mir hilft das enorm dabei, Ideen für ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich zu der Spezies Texter gehöre, die einen Anfang braucht: eine Überschrift, den ersten Satz … dann kommt der Rest meist von allein. Ich weiß aber, dass viele Kolleginnen und Kollegen da ganz anders vorgehen. - Nachdem ich auf diese Weise einige Ansätze ausgebrütet habe, schaue ich entweder, wie ich das Ganze in ein gegebenes Format einbinden kann oder ich überlege, welches Format für die Idee angemessen wäre (das hängt natürlich außerdem auch vom Budget meines Kunden ab 😉 ). Ich bastele mir dazu oft einfach eine Tabelle, deren Spalten dann für die einzelnen Seiten des Flyers stehen. Das hilft mir dabei, den Platz realistisch einzuschätzen und den Flyer dramaturgisch richtig aufzubauen.
Die meisten Flyer, die ich texte, fallen in die Kategorie Imagetexte. Eigentlich geht es dabei fast immer darum, ein Angebot vorzustellen. Das heißt, mein Kunde löst ein Problem seines Kunden. Entsprechend baue ich Flyer auch meist grob auf dieser Struktur auf: Problem – Lösung – uuund Action!
Ja, das war’s dann eigentlich schon. Dann schicke ich das Konzept raus an meinen Kunden und warte gespannt auf sein Feedback. Und erst wenn er das Konzept abnimmt, erst dann texte ich fröhlich drauflos. Das geht übrigens meistens relativ schnell – die eigentliche Arbeit steckt tatsächlich in der Entwicklung der Idee für das Konzept.
Wenn du gerne ab und zu etwas mehr Einblicke in meine Berater- und Texterwerkstatt bekommen willst, dann lass mich das doch in den Kommentaren wissen, danke!
Liebe Frau Liebmann,
danke für die Einblicke und für den Hinweis auf das Lexikon der Wortwelten. Das habe ich mir sofort bestellt. Klingt sehr spannend.
Liebe Frau Birkner, ich arbeite inzwischen richtig gern mit diesem Buch – und freue mich schon auf die Fortsetzung, die wohl in Arbeit ist.
Liebe Heide, danke für diesen Beitrag .. und ja, ich bin interessiert mehr von Dir rund um das Texten zu erfahren. Meinen nächsten Flyer mag ich mit den von Dir angegebenen Quellen schreiben und eine Coach-Kollegin hier in HK wartet schon darauf, dass ich etwas für sie schreibe … wo ist mein Block und Stift … und los gehts. DAnke und Helau … schönes Wochenende. Petra
Ja, Techniken find ich auch interessant. Bite mehr davon!
Nessa
@Petra: Erzähl doch mal, wie du mit den neuen Ideen zurechtgekommen bist, ja?
@Nessa: danke fürs Feedback, ich überlege mir gerne weitere Artikel aus dem Tintenfässchen („Nähkästchen“ passt ja nicht so wirklich…. 😉 ).
Vielen Dank für den Blick durchs Schlüsselloch in das Innenleben der Texterwerkstatt. Das allein finde ich ungewöhnlich – viele machen das nicht! Es ist spannend und lädt zum Ausprobieren ein. Auch die Quellen sind hilfreich! Ich schließe mich Nessa an: Bitte bitte mehr aus dem Tintenfässchen 🙂
Liebe Nimrouz, danke auch dir für deine Unterstützung.
Gibt es Themen, die euch besonders interessieren?
Liebe Frau Liebmann,
auch ich schließe mich hier gerne an. Gerade das Texten macht mir immer wieder Schwierigkeiten und Einblicke in die Praxis des Textens finde ich hilfreich in meinem Prozeß, es besser zu lernen.
Also, ja, ich möchte gerne mehr darüber lesen.
Caya Ersfeld
Hallo Heide,
habe gerade diesen spannenden 🙂 Artikel von Dir entdeckt. Ja gerne erhalte ich ***mehr Einblicke in Deine Berater- und Texterwerkstatt***!
Hallo Caya, hallo Dagmar, danke auch euch für die Bestätigung. Dann sollte ich wohl langsam mal anfangen mit einer Themenliste 😉 .
Hallo Heide,
ich möchte mich Deiner Fangemeinde anschließen und brenne darauf, hier mehr konzeptionelles von Dir zu lesen… Vielen Dank im Voraus!
Liebe Grüße
Flyersandy 🙂
Ganz unauffällig, dieser durchaus werblich motivierte Kommentar, und daher auch leicht bearbeitet, um besser als solcher erkannt zu werden. Ob es wirklich eine gute Idee ist, so verdeckt zu kommunizieren, wage ich zu bezweifeln … 😉
Liebe Frau Liebmann,
vielen Dank für die hilfreichen Tipps und gerne gerne noch viel mehr davon. Ich bin als Texter noch ein absoluter Frischling und dankbar über jede Hilfestellung, vor allem weil die meisten Bücher doch sehr theoretisch sind.
Gibt es denn die Möglichkeit mal Einblick in ein klassisches Fragenmatrix zu bekommen? Zudem bin ich schon seit längerer Zeit auf der Suche nach einem Konzeptbeispiel, d.h. nicht die theoretische Beschreibung, wie man vorgeht, sondern Präsentation und Aufbau ganz konkret?
Hallo Annett, freut mich, dass Sie mit meinen Tipps etwas anfangen konnten. Da mein Fokus inzwischen aber weniger auf der Texterei liegt und viel mehr beim Coaching, werde ich eher weniger über konzeptuelle Themen schreiben. Aber melden Sie sich doch im Texttreff an. Das ist ein Netzwerk von lauter Frauen, die mit Wort und Text ihr Geld verdienen. Dort finden Sie viel Unterstützung zu allen Fragen des beruflichen Alltags.