Unternehmer*in sein: Interview mit Sinah Altmann

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Sinah und ich kennen uns schon sehr lange. Kennen gelernt haben wir uns über die ehemalige Workshopwelt, und seitdem sind wir in Kontakt geblieben, beziehen gegenseitig unsere Newsletter und empfinden viel Wertschätzung füreinander. Sinah Altmann versteht sich als Anstifterin zum pro-aktiven Eigen-Sinn. Sie arbeitet vorrangig im Bereich der Sinn- und Werteorientierten Persönlichkeitsentwicklung, von face-to-face in Berlin bis online weltweit. Darüber hinaus coacht sie Führungs- und Leitungskräfte sowie deren Teams in Fragen des Selbstmanagements. Ich freu mich, dass sie meine Fragen beantwortet hat.

Antworten auf individuelle SINNfragen finden

Sinah Altmann_08_WebWenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Als ich mich 1992 nach 2jähriger nebenberuflicher Selbständigkeit dazu entschloss, meinen gut dotierten Angestelltenjob endgültig aufzugeben, lautete der Slogan meines Projektes … unternehmen ist besser als unterlassen …

Ich wollte endlich unternehmen, also meine Ideen verantworten, gestalten, mich aus-probieren, Chancen wahrnehmen, Risiken eingehen, mich beweisen. Fast 26 Jahre nach den ersten Schritten blicke ich dankbar auf meinen Unternehmerinnen-Weg zurück, der mich (auch) zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin.

Deshalb gehören heute zu meinem Selbstbild als Unternehmerin vor allem meine gefestigte und gelassene innere Haltung, eine hohe Sinnesaufmerksamkeit und kraftvolle Werte, gepaart mit unternehmerischem Denken in all seinen Facetten.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Für mich sind es drei wesentliche Eigenschaften, die für meinen unternehmerischen Erfolg stehen:

Ich weiß, wer ich bin und wofür ich stehe, vertraue dem Leben und mir selbst.
Das erleichtert vieles, macht mich achtsam, gelassen und zuversichtlich.

Ich übernehme die Verantwortung für mein Leben als solches und somit natürlich auch für meine beruflichen Aktivitäten. Damit bin ich verantwortlich für die Ergebnisse, die ich erziele.

Ich liebe meine Arbeit. Dadurch ist meine Motivation gleichbleibend hoch und ich finde leicht aus Niedrigenergiephasen heraus.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Aus meinem Burn-Out 1999.

Hinter mir lagen 9 Jahre Selbstständigkeit. Ich führte ein Unternehmen mit 10 Mit-arbeiter*innen. Daneben schrieb ich Bücher, gab Workshops und Seminare. Ich coachte und hielt Vorträge, war Gast auf Podiumsdiskussionen, ehrenamtlich eingebunden in Verbände und Vereine.

Ich liebte jede einzelne Aktivität, stand unter positiv empfundenem Dauerstrom und merkte überhaupt nicht, dass ich längst Belastungsgrenzen überschritten hatte.

Der Preis – ein Burn-Out mit anschließender 3jähriger Auszeit – war hoch.

So durfte ich lernen, wie wichtig Achtsamkeit und Selbstfürsorge für mich sind. Seit 2003 habe ich das nie wieder vergessen.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Scheitern definiere ich sehr pragmatisch mit: Ich habe mein angestrebtes Ziel nicht erreicht. Kein Grund zur Sorge, sondern Anlass zur Reflektion.

Aus meiner Praxis weiß ich, dass es viele anders sehen …

Weil der Begriff des Scheiterns noch immer unglaublich negativ besetzt ist, unterliegen noch immer viele Menschen dem Sunk Cost Fallacy-Effekt. Psychologen haben ihn vielfach experimentell untersucht:

Weil Menschen in der Vergangenheit unglaublich viel – viel Herzblut, viel Mühe, viel Geld – in ein Projekt, ein unternehmerisches Vorhaben investiert haben, nehmen sie bei Nichterfolg diesen Aufwand als Entscheidungsgrundlage in der Gegenwart statt unterschiedliche Handlungsoptionen rational abzuwägen.

Lieber das bekannte Unglück als ein unbekanntes Glück! Lieber innerlich gekündigt im Job als eine Suche nach neuen Herausforderungen! Lieber eine freudlose Beziehung statt die Möglichkeit zur erfüllten Partnerschaft!

Deshalb halte ich es mit dem vorgeblichen Scheitern wie eine Prinzessin:

Hinfallen. Aufstehen. Krönchen richten. Weitergehen.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Ich bin ausgebildete Logotherapeutin und Existenzanalytikerin nach Viktor E. Frankl mit Schwerpunkt Sinn in Arbeit. Die Logotherapie und Existenzanalyse sieht Sinn als eine Wirklichkeit in der Welt. Das bedeutet, dass das Leben eines jeden Menschen, egal in welcher Situation und unter welchen Bedingungen, seinen eigenen, in ihm wohnenden Sinn hat. Frankl sagt:

Das Leben selbst ist es, das dem Menschen Fragen stellt.
Er hat nicht zu fragen, er ist vielmehr der vom Leben her Befragte,
der dem Leben zu antworten – das Leben zu ver-antworten hat.

In diesem Sinne unterstütze ich mit meinem Unternehmen Menschen überall auf der Welt, Antworten auf ihre ganz individuellen SINNfragen zu finden, um sich so immer authentischer in einer immer komplexeren Welt orientieren zu können.

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Mir hätte aus heutiger Sicht gerade in den Anfangsjahren geholfen, mehr auf mein eigenes Bauchgefühl zu hören, mehr auf mich selbst zu vertrauen, mir mehr Gedanken zu machen, welche Werte wirklich wichtig sind.

Vielleicht sind diese Themen deshalb heute auch Schwerpunkt meiner Arbeit …

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Professionelles Marketing war in den letzten Jahren überhaupt kein Thema für mich, das darf ich zu meiner Schande gestehen. 😉

Ich war immer schon eine aktive Netzwerkerin (on- und offline) und gewann dadurch ganz nebenbei viele Kundinnen und Kunden. Daneben war ich eine Zeitlang recht präsent in der Presse. So habe ich z.B. mehr als zwei Jahre eine Kolumne über Mut zum Selbst geschrieben, das tat ein Übriges. Seit ein paar Jahren verschicke ich unregelmäßig einen Newsletter an ausgesuchte Kontakte. Darüber hinaus biete ich meinen Kunden seit 10 Jahren online-Austausch-Foren an, die sie kostenlos nutzen können. So habe ich die Verbindung zu vielen gehalten. Aus diesen Netzwerken kamen dann auch immer wieder neue Aufträge.

Mit dem Relaunch meiner beiden Webseiten professionalisiere ich mein Marketing step-by-step ein bisschen.

Ein erster Blog steht in den Startlöchern. Für den erstelle ich gerade einen Redaktionsplan. Mein Newsletter ist neu aufgesetzt und ich schreibe an meinem ersten (kostenlosen) eBook mit dem Arbeitstitel Der Sinn ist der Motor des Lebens, das hoffentlich bald fertig ist.

Meine Online-Angebote, die seit 2005 existieren, werden in Teilbereichen über einen Kollegen vertrieben, der dafür anteilig am Umsatz beteiligt wird.

In Berlin baue ich gerade mit Kollegen an meinem neuesten Projekt Sinahs SINNergie-Schmiede. Dafür werden wir gemeinsam regionale Aktionen durchführen wie z. B. Infoveranstaltungen oder auch halbjährlich einen Tag der offenen Tür.

Es gibt viel zu tun, da darf ich dann wieder aufpassen, dass es nicht zu viel wird.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Geld dient für mich als allererstes zur Sicherung eines Lebens ohne Existenzängste.

Dann war mir immer wichtig, finanziell unabhängig von anderen zu sein. So würde ich Selbständige, deren Lebensunterhalt von Partner*innen finanziert wird, nicht als Unternehmer*in bezeichnen.

Geld als Statussymbol oder als Machtinstrument und die damit verbundenen Risiken für die persönliche Zufriedenheit sind mir aus meiner Arbeit bekannt.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Ich bin seit 1989 überzeugte LöhnMethode-Anwenderin, einer ganzheitlichen Methode für erfolgreiches Selbst- und Projektmanagement, die sich aus verschiedenen Bausteinen zusammensetzt.

Diese einzelnen Bausteine arbeiten wie die Abteilungen eines Unternehmens zusammen und werden von mir als Papiertigerin primär in einem kleinen Buch, aber inzwischen auch via Standardsoftware wie Outlook, Word und Excel organisiert.

Auf diese Weise systematisiere ich z. B. die Herausforderungen – auch Probleme genannt – die mir in meinem Alltag begegnen.

Besprechungen, Projekte, Ideen und alle sonstigen Vorhaben organisiere ich mit der der LöhnMethode zugrundeliegenden Systematik, die mir Sicherheit in Planung, Vorbereitung, Durchführung und Dokumentation garantiert.

Über Tagesaktivitäten vergesse ich absolut nichts mehr. Ein besonderer Systemkreis sorgt dafür, dass ich keine Ziele aus den Augen verliere und auch dafür, dass ich spontane Notizen immer wieder finde.

Arbeitsabläufe und Checklisten fasse ich dabei in einem Routinen-Management zusammen; durch eine eingebaute Impulstechnik bekomme ich jeden Tag einen kleinen Tritt in den Allerwertesten, um mich immer wieder zu bewegen.

Am meisten begeistert mich auch nach fast 30 Jahren noch immer die sogenannte dynamische Ablage, die mich Unterlagen und Informationen auch nach zig Jahren zuverlässig sofort wiederfinden lässt.

Kurzum: Die LöhnMethode strukturiert meinen unternehmerischen Alltag und bändigt mein kreativ-chaotisches Dasein seit dem allerersten Tag.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Am besten läuft es bei mir durch bewusstes Nichtstun. Das empfinde ich als puren Luxus. Nach einem besonders anstrengenden Tag tut mein Fundkater Ossi-Oscar sein Übriges, indem er vehement seine Streicheleinheiten einfordert.

Mein Mann und ich reisen gerne. Gerne kurz und seit einiger Zeit gerne gen Osten. Relativ regelmäßig sind wir auch in meinem Heimatdorf in Südostfriesland.

Mein Ding ist auch das in der Natur sein. Ich gehöre tatsächlich zu denen, die Bäume umarmen. 😉

Das alles wird abgerundet durch ein bisschen Sport (Fahrradfahren, Schwimmen), Yoga und Meditation.

Ganz herzlichen Dank, liebe Sinah, für diese Einblicke in dein unternehmerisches Leben.

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