Unternehmer*in sein: Interview mit Conni Biesalski

Blogheader InterviewConni Biesalski habe ich vor zwei Jahren live auf der re:publica in Berlin bei den Digital Media Women erlebt. Sie erzählte über ihr Leben als digitale Nomadin, und ich fand es schon damals beeindruckend, wie konsequent und zielstrebig sie ihren Weg geht.

Deshalb stand für mich fest, dass ich sie auch für mein Buch interviewen wollte. Das war gar nicht so einfach, aber zu guter Letzt ist es mir doch gelungen und wir führten via Skype ein spannendes Gespräch.

Hier lest ihr heute in meiner Intervie-Reihe „Unternehmer*in sein“ Connis Antworten auf die wichtigsten Fragen – sehr inspirierend, wie ich finde. Viel Vergnügen!

In Lösungen denken

Conni BiesalskiWenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Ich sehe mich als Unternehmerin allein schon aus dem Grund, weil ich mehrere Zugpferde habe, immer wieder neue Ideen habe, immer wieder neue Sachen umsetzen möchte, gerne Kooperationen mit anderen Unternehmern eingehe … Für mich ist jemand Unternehmer, wenn er eine Art unternehmerisches Denken in sich trägt. Unternehmerisches Denken heißt, durch die Welt zu laufen und in einer Tour Businessmöglichkeiten zu sehen, zu erkennen, wie man die Dinge monetarisieren kann und wie man anderen Leuten zu einem Benefit verhilft, also anderen Leuten helfen kann, mit einem Produkt, mit einer Dienstleistung. Dann ist man Unternehmer.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Ich sehe mich als pragmatisch und lösungsorientiert. Viele Leute bleiben immer wieder an kleinen Sachen oder überhaupt an irgendwelchen Problemen hängen, und ich denke mir dann, ja, mein Gott, dann löse sie doch! Also nicht in Problemen, sondern in Lösungen denken. Das ist im Grunde kein neues Konzept, aber es funktioniert einfach. Ich sehe grundsätzlich keine Probleme im Leben, ich sehe ein Hindernis, und dann kommt die Lösung zu mir.

Die Fähigkeit, sich mit anderen Menschen verbinden zu können, ist glaube ich auch sehr wichtig. Und was mir sehr geholfen hat, war die Bereitschaft, sich verletztlich zu machen und dadurch sehr transparent zu sein. Ich habe einfach keine Angst mehr davor, meine Schwächen zu zeigen oder darüber zu sprechen. Ich wollte meine Herausforderungen nicht verstecken, also habe ich angefangen, darüber zu reden. Und man muss wirklich gewillt zu sein, seinen Ängsten in die Augen zu schauen. Das ist eins der Dinge, die man lernen muss als Unternehmer. Da wo die Angst ist, da muss man hingucken. Nicht dass die Angst dann unbedingt immer weniger wird, aber man ist von ihr nicht mehr so beeindruckt.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Mir war von Anfang an klar, wenn ich mein eigenes Business habe, bin ich verantwortlich, wie viel Kohle ich verdiene.

Ich hatte nicht viele Skills. Ich habe halt einfach angefangen. Am Anfang habe ich manche Sachen gratis gemacht, damit ich mir mein Portfolio aufbaue. Dann habe ich meine Leistungen sehr günstig angeboten, und ich habe jedem erzählt, „Hier, das mache ich!“ Ich bin auf Netzwerkevents gegangen, habe Leute kennen gelernt in Berlin, habe überall auf Facebook erzählt, was ich jetzt gerade für Dienstleistungen anbiete. Gleichzeitig habe ich mein Blog aufgebaut, Planet Backpack, und das war dann auch so ein bisschen ein Selbstläufer. Das hat alles sehr gut geklappt bei mir, aber ich habe auch sehr viel Zeit und Energie da reingesteckt, und Herzblut.

Für mich war das Wichtigste, Menschen zu finden, die auf demselben Trip sind, also Leute, die sich ortsunabhängig selbstständig machen, andere angehende digitale Nomaden, und auch Leute, die es schon geschafft haben, die erfolgreich sind. Sich mit Leuten zu umgeben, die auf demselben Weg sind oder es schon geschafft haben, weil man sich dann austauschen kann. Als Alleinkämpfer wirst du von deinen Ängsten und Zweifeln aufgefressen. Wenn man nur 9-to-5-Leute um sich herum hat, braucht man wirklich einen ganz krassen Willen und muss schon auch sehr mutig sein, das ist schwierig. Deshalb ist mein bester Tipp, was ich den Leuten auch immer sage, sucht euch eine Community.

Außerdem wurden viele Dinge irgendwann zu einem Muss, nicht mehr zu einem Wollen, und ich habe diesen inneren Widerstand so richtig gespürt. Und dann dachte ich relativ schnell, ok, wenn da dieser Widerstand ist, dann willst du das nicht machen. Dementsprechend habe ich versucht, alle Aktivitäten zu minimieren oder auszulagern, die ich nicht gerne mache.

Wie gehst du mit Ängsten oder Widerständen um?

Widerstände überwinde ich grundsätzlich, indem ich es einfach tue. Du musst es einfach machen. Es hilft nix, sich darüber endlos Gedanken zu machen und Bücher zu lesen und mit anderen Leuten darüber zu quatschen, wie denn sowas funktioniert. Schlussendlich muss man es halt machen, und man muss es immer und immer wieder machen. Wenn man Ängste überwinden möchte oder irgendwelche Widerstände, bringt die Theorie leider überhaupt gar nix. Man muss reingehen und es immer wieder tun, und wenn man’s immer wieder tut, wird die Angst halt weniger. So ist es beim Launchen, so ist es, wenn man ein neues Business aufmacht, so ist es, wenn man Bungeejumpen geht – das ist total egal, das ist immer das gleiche.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Mein vorderstes Ziel und meine Mission war immer, dass ich Menschen helfen möchte. Ich wollte mein Wissen und meine Erfahrung teilen, damit andere davon profitieren können. Und klar wollte ich damit Geld verdienen, aber für mich war Geld jetzt nicht der antreibende Faktor. Egal, ob ich ein E-Book schreibe oder einen Online-Kurs mache oder einen Blogpost erstelle: Ich mache das nicht, weil ich denke, oh, geil, da kannst du so und so viel Kohle damit machen, sondern ich denke, geil, ich kann dazu beitragen, bei so und so viel Menschen deren Leben zu verändern. Ich möchte Menschen zu einem besseren, zu einem glücklicheren Leben, zu mehr Freude mit sich selber und dieser Welt verhelfen. Ich möchte eigentlich nur, dass jeder Mensch da draußen Wahrheit und seine eigene Berufung findet und die dann auch auslebt. Und vor allem will ich auch, dass die Menschen mit mehr Achtsamkeit und Bewusstheit durchs Leben gehen, einfach auch mehr in Kontakt mit sich selber zu kommen.

Deine Mission und deine Vision müssen glasklar sein. Wenn die dir selber nicht klar sind, dann wird’s auch niemand anderem, keinem Kunden, keinem Leser, keinem Follower klar sein. Und das ist wiederum Teil des ganzen Brandings. Ich bin ein ganz großer Fan von einer wirklich ausgeklügelten, ausgearbeiteten Brandingstrategie, besonders von Personal Branding. Die Leute connecten sich nicht mit einem Produkt oder einer Dienstleistung, die verbinden sich mit dem Menschen. Je mehr ich von mir als Mensch den Leuten gebe, an Information, an Story, an whatever, desto mehr können die sich mit mir verbinden, desto mehr Vertrauen bauen sie auf, desto mehr riechen sie nicht den Bullshit, den so viele Marketer da draußen verbreiten, die damit versuchen, die Leute dazu zu bekommen, ihre Produkte zu kaufen. Für mich ist Personal Branding die ethischste Form des Marketings, wenn man’s wirklich aufrichtig und ehrlich betreibt.

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Ich habe den Eindruck, dass viele Leute sich in ihre Businessidee verlieben, aber nie wirklich rausgehen und das Ding erst mal testen, bevor sie entweder sehr viel Zeit oder sehr viel Kohle darin investieren. Dabei gibt es viele verschiedene sehr simple Methoden, wie man mit wenig Geld- und Zeitaufwand testen kann, ob denn die Leute eigentlich Bock haben auf die Businessidee oder das Produkt oder die Dienstleistung.

Meiner Meinung nach sollten die Leute sich viel mehr Feedback von ihren Kunden holen, vielleicht erst mal eine Betaversion raushauen statt gleich die „Finalversion“. Statt eines „perfekten“ Produkts ruhig zuerst eine Mini-Version des Ganzen auf den Markt bringen, mit zwei Funktionen statt mit den geplanten 20. Also sein Produkt vorher günstig validieren.

Wenn ich Facebook benutze, wie beeinträchtigt das im Moment mein Leben, dass die meine Daten haben? Überhaupt nicht. Wenn ich morgen sterbe, ist mir das doch total egal, ob die meine Daten haben oder nicht. Wenn sich Leute über sowas so viele Gedanken machen, diese Paranoia in sich tragen, das ist dann der eigene Widerstand, weil sie damit rechtfertigen können, dass sie nichts auf die Reihe kriegen. Für mich ist das so eine Art Opfermentalität. Von sowas darf man sich nicht aufhalten lassen, und so eine Paranoia verstehe ich einfach nicht. Ich werde auch immer wieder angesprochen: „Aber Conni, du bist so transparent und jeder kennt dich, und deinen Namen, und du bist ja überall!“ und ich sag dann, „Ja, so what?!?“

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Geld und ich, wir haben eine tolle Beziehung! Die ist total unkompliziert, und das war schon immer so. Ich habe immer die Jobs bekommen, ich habe immer irgendwie Geld verdient, auch früher schon. Ich hatte schon immer klare Prioritäten, ich wollte was erreichen. Ich hatte einen starken Willen, und wenn ich Geld benötigt habe, dann bin ich halt raus und habe mir einen Job gesucht und habe Geld verdient. Ich glaube, ich bin da schon jemand mit einem starken Willen, aber auch mit einem ausgeprägten Pragmatismus.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Irgendwann hat sich herauskristallisiert, wie ich am besten arbeite, wie ich am produktivsten bin. Das heißt mittlerweile zum Beispiel, ich arbeite viel, viel weniger, was natürlich auch damit zu tun hat, dass nach ein paar Jahren das Einkommen dann so stabil war, dass ich das runterschrauben konnte. Aber auch, weil ich viel fokussierter arbeiten kann. Das war sehr, sehr wichtig für mich, Struktur in meine Arbeitsroutine zu kriegen. Klar, anfangs ist man natürlich leidenschaftlich, aber irgendwann habe ich dann eingesehen, dass das eine sehr unbewusste Herangehensweise und nicht wirklich produktiv ist.

Ich weiß, dass ich die wirklich kreativen Sachen morgens machen muss, zum Beispiel schreiben, oder was auch immer gerade am Start ist. Und die Sachen, die einfach leichter von der Hand gehen oder mit denen man sich immer ablenkt, macht man dann nachmittags. Dann habe ich viele Sachen auch entweder eingestampft oder zugemacht. Schlussendlich ist es schwierig als Unternehmer, wirklich fokussiert zu sein. Aber mir tut das gerade sehr, sehr gut. Ich habe immer noch jeden Tag neue Ideen, aber ich mache das dann wirklich hintereinander, und ich nehme mir die Zeit dafür und habe dann auch mehr Geduld, wenn ich eben gerade nicht die Kapazitäten im Kopf habe. Dann muss das eben warten.

Vielen Dank, liebe Conni, dass du dir die Zeit genommen hast, und weiterhin alles Gute für deinen Weg als digitale Zen-Nomadin!

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