Ich kann auch anders lesen!
Der Psychologe und Coach Roland Kopp-Wichmann gehört zu meinem ausgedehnten virtuellen Bekanntenkreis. Bereits seit Jahren verfolgen wir gegenseitig unsere Blogs, und zumindest ich kann sagen, dass ich schon viele Anregungen bei ihm mitgenommen habe.
Deshalb freu ich mich auch besonders darüber, dass ich sein neues Buch rezensieren darf – und es uneingeschränkt empfehlen kann. Ich kann auch anders: Psychofallen im Beruf erkennen heißt es, und ich finde, es ist ein Ratgeber, der den Namen verdient.
Was mir besonders gut daran gefällt, ist nämlich der sehr pragmatische Ansatz: Roland erklärt in einfachen Worten, woran es liegt, dass wir uns manchmal selbst im Weg stehen. 10 Psychofallen hat er identifiziert, und auch wenn man sich schon länger mit den eigenen Themen beschäftigt, kann man hier noch gute Anregungen finden, um bestimmten Verhaltensweisen mal auf den Zahn zu fühlen.
Kommt dir zum Beispiel der Satz „Ich kann mich nicht gut verkaufen“ irgendwie bekannt vor? Roland erklärt, dass es dabei meist um die Angst vor Konkurrenz und Ablehnung geht, die es zu überwinden gilt.
Indizien dafür sind zum Beispiel, wenn es einem schwer fällt, ein angemessenes Honorar zu verlangen oder auch, sich und seine Leistungen mit einer knackigen Kurzpräsentation vorzustellen. Überhaupt ist das Thema „in Kontakt gehen“ oft mit Ängsten behaftet oder man lehnt Menschen ab, die sich scheinbar in den Mittelpunkt stellen. Auch Schwierigkeiten in der Akquise sind natürlich mit dieser speziellen Psychofalle verknüpft.
Woran liegt es, dass auch viele meiner Kunden sich vehement gegen das „Verkaufen“ wehren?
Das kann etwa daran liegen, dass die meisten von uns sehr stark identifiziert sind mit dem, was wir tun oder verkaufen. Wenn unser Angebot dann nicht angenommen wird, fühlen wir uns unbewusst auf der persönlichen Ebene abgelehnt. Implizite Botschaften können zum Beispiel lauten „Was du kannst, ist nicht viel wert“ – eine Ansage, die wir oft schon in der Kindheit zu hören bekommen haben. Auch Sätze wie „Was glaubst du denn, wer du eigentlich bist?“ vermitteln schon früh, dass man eben nichts Besonderes ist. So lernt man nur schlecht, der eigenen Leistung gegenüber angemessene Wertschätzung zu entwickeln.
Roland schildert in diesem Kapitel – wie im gesamten Buch immer wieder – konkrete Beispiele von Menschen, die solche Überzeugungen mit sich herumschleppen, und er zeigt auch, wie sie Lösungen dafür entwickeln konnten. Er leitet dazu an, sehr genau auf innere Reaktionen zu achten und nach und nach ein Gespür dafür zu entwickeln, wie man die alte Verhaltensweise durch eine neue, angemessenere ersetzen kann.
Wo die Angst ist, da geht’s lang!
Und er schlägt in jedem Kapitel ein paar Experimente vor, um der jeweils zugrunde liegenden Angst aktiv zu begegnen. Man kann natürlich jede Menge „vernünftiger“ Argumente dafür finden, warum diese Experimente Blödsinn sind. Aber damit bestätigt man letztlich nur, dass die Angst vor Veränderung die Macht über das eigene Handeln hat. „Das Wichtigste ist, dass Sie erleben, dass Sie stärker als Ihre Angst sind,“ schreibt Roland. Das kann ich nur bestätigen. Mein persönliches Lebensmotto lautet schon seit Jahren „Wo die Angst ist, da geht’s lang“, weil ich gelernt habe, dass Ängste die besten Wegweiser für meine Entwicklung sind.
Die zentrale Botschaft des Buches lautet: „Veränderung ist möglich – aber du musst dich aktiv dafür entscheiden und deine Komfortzone verlassen.“ Wer also herausfinden möchte, wieso er an bestimmten Punkten beruflich nicht weiterkommt, findet hier bestimmt ein paar Ansätze, den eigenen Psychofallen auf die Spur zu kommen und neue Verhaltensweisen zu entwickeln. Und auf dem Blog zum Buch Ich kann auch anders findest du noch weiterführende Links und Ideen und einige Tests, um herauszufinden, wo deine ganz persönlichen Stolperfallen liegen.