Mit Ablehnungen gut umgehen

Kürzlich hatte ich ein Coaching mit einer Frau, die ähnlich lange selbstständig ist wie ich, ca. 10 Jahre. Sie verriet mir, dass eine ihrer größten Herausforderungen als Unternehmerin bleibt, mit Ablehnungen und Zurückweisungen umzugehen. Und ich weiß, dass es vielen Kolleginnen und Kollegen auch so geht.

Die meisten geben sich wirklich Mühe mit ihren Angeboten: Sie sind individuell und persönlich sowie fair kalkuliert. Und obwohl es natürlich 1000 Gründe geben kann, dass jemand sich trotzdem anders entscheidet, nagt diese Zurückweisung doch an einem. Man fragt sich vielleicht, was man anders oder besser hätte machen können.

Im Fall meiner Klientin zeigte sich, dass sie durch eine Ablehnung im Grunde zutiefst verunsichert war: Als ob jede Ablehnung eine persönliche Zurückweisung bedeutete, die ihre Eignung als Unternehmerin ganz grundsätzlich in Frage stellte. Das ging teilweise so weit, dass sie stundenlang wach lag und darüber nachgrübelte, wieso ihr das „ständig“ passierte. Das „ständig“ als Generalisierung zu entlarven, war eine unserer leichtesten Übungen, denn als sie konkret werden musste, fiel ihr auf, dass mindestens 85% ihrer Angebote akzeptiert wurden. Ihr Fokus lag aber auf denjenigen, die abgelehnt worden waren.

Wir schauten uns dann zunächst an, welche ihrer Angebote tatsächlich nicht genommen worden waren, um herauszufinden, ob es da Gemeinsamkeiten gab. Und tatsächlich musste sie sich eingestehen, dass diejenigen Angebote in der Mehrzahl abgelehnt worden waren, wo sie sich mit dem geforderten Thema unwohl fühlte – sei es aus mangelnder Erfahrung, sei es, weil ihr der Kontext eigentlich nicht zusagte.

Entlastungsstrategien

Wir arbeiteten dann heraus, woran sie in Zukunft frühzeitig merken kann, welche Anfragen so ein Unwohlsein auslösen – um dann Strategien zu entwickeln, wie sie damit konstruktiv umgehen kann:

  • Zunächst einmal könnte sie sich in jedem Fall fragen, wodurch ihr Unwohlsein gerade verursacht wird und dann überlegen, ob sie grundsätzlich Möglichkeiten hat, dieses Gefühl für sich zu lösen.
  • Sie könnte solche Anfragen natürlich prinzipiell ablehnen. Das ist eine prima Übung in Sachen „Grenzen setzen“ und kann sehr befreiend wirken. Eine Variante dieses Verhaltens kann auch sein, einfach mal einen sehr hohen Preis anzusetzen, den man normalerweise niemals fordern würde. Aber da man ja ohnehin nicht wirklich scharf auf den Job ist, kann man an dieser Stelle hervorragend üben, wie sich das anfühlt.

    Das ist übrigens eine Strategie, die schon für viele Überraschungen in Form von unerwarteten Aufträgen geführt hat. Wenn man sich innerlich unabhängig davon machen kann, ob aus einem Angebot ein Auftrag wird, ist man viel freier bei der Honorargestaltung. Was seltsamerweise häufig dazu führt, dass man den Job dann doch bekommt und immerhin ein gutes „Schmerzensgeld“ dafür erhält 😉 )

  • Sie könnte diese Anfragen aber auch als Einladung verstehen, mehr über das Thema herauszufinden – sei es, indem sie ein ausführlich(er)es Briefing einfordert, sei es, dass sie sich anderweitig zum Thema schlau macht. So könnte sie beispielsweise in ihrem Netzwerk nach entsprechendem Know-how und Tipps fragen, Fachliteratur lesen etc.

Diese Überlegungen führten bei meiner Klientin bereits zu einer deutlichen Entlastung, weil sie sich wieder als Handelnde wahrnahm, die es ja selbst in der Hand hatte, ihr Verhalten zu steuern.

Blockierende Glaubenssätze: Gift für den Selbstwert

Im Zuge der weiteren Arbeit wurde deutlich, dass sie darüber hinaus aber auch eine wirklich hinderliche Überzeugung pflegte, nämlich: „Irgendwann kriegt jemand mit, dass ich eigentlich gar nix kann, und dann fliegt auf, was für eine Hochstaplerin ich bin!“
Bingo! Klar, wer so etwas glaubt, den muss jede Ablehnung im Kern treffen, denn schließlich bedeutet sie nichts anderes als „Da hat jemand gemerkt, dass ich im Grunde gar nix drauf habe. Stimmt ja auch. Oje. Am besten lass ich es einfach bleiben mit der Selbstständigkeit …“

carousel-63956_1280Und schon dreht das gedankliche Karussell der Selbstabwertung munter seine Runden.

Unabhängig davon, dass solche innerlichen Überzeugungen manchmal ganz schön hartnäckig sein können, ist es ein erster wichtiger Schritt überhaupt wahrzunehmen, dass sie da sind und uns das Leben schwer machen. Denn wenn wir sie erst mal ans Tageslicht gezerrt haben, merken wir vielleicht, dass wir damit gar nicht allein sind und können uns Verbündete suchen, um uns gegenseitig zu stärken. Und wir können damit beginnen, uns die Anerkennung zu schenken, die wir uns immer im Außen erhoffen. Je besser uns das gelingt, umso unabhängiger werden wir davon, ob andere unsere Angebote immer toll finden. Denn dann wissen wir, dass wir grundsätzlich gute Arbeit leisten und können entspannt akzeptieren, dass es eben manchmal einfach nicht passt.

Mit dem Erfolgsjournal das Selbstwertgefühl stärken

Ein sehr bewährtes Mittel, um seinen Fokus liebevoll darauf zu lenken, was man kann und täglich bewältigt, ist das Erfolgsjournal. Ich lasse meine Klientinnen eine schöne Kladde kaufen und verdonnere sie dazu, sich mindestens einen Monat lang jeden (!) Abend vor dem Schlafengehen 10 Minuten Zeit zu nehmen und zu notieren, was ihnen an diesem Tag gut gelungen ist.

Damit trainieren sie ihr Gehirn darauf, ihre Erfolge auch wahrzunehmen und zu würdigen. Anfangs fällt das meist schwer, aber mit der Zeit geht es leichter, und irgendwann stellt sich sogar eine gewisse Freude und Leichtigkeit dabei ein.

Diese Sammlung von kleinen und großen Erfolgen ist das allerbeste Rüstzeug gegen Frust bei Ablehnungen. Ein bisschen darin blättern ist ein garantierter Stimmungsaufheller.

Nun interessiert mich natürlich: Kennt ihr diese Versagensgefühle bei Ablehnungen, und wie geht ihr damit um?

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