Anleitung für Freudentränen

Dass Weihnachten schon wieder überraschend nahe ist, klingt nach dem üblichen Gemeinplatz und ist leider trotzdem wahr. Daher rückt auch die Frage nach den passenden Geschenken wieder einmal in den Fokus. Von allen Seiten wird mein Postfach zurzeit geflutet, von den Giganten des Konsums ebenso wie von kleineren Anbietern. Jeder möchte ein Stück vom großen Kuchen. Und natürlich werde auch ich wieder kaufen, kaufen, kaufen …

Allerdings habe ich mich am Wochenende daran erinnert, dass der wahre Wert von Geschenken sich selten am Preisschild festmacht. Es geht doch viel mehr darum, dass der Beschenkte merkt, wie viel Gedanken wir uns gemacht haben, um ihm eine Freude zu machen. Das zählt, oder?

fountain-390788_1280Vor Jahren habe ich meinen besten Freundinnen einen Brief geschrieben, jeder einen, ganz individuell und persönlich. Ich bin nämlich nicht so die Bastlerin: Ich kann nicht stricken, backe nur sporadisch und habe meist einfach nicht die Geduld für filigrane Deko. Doch mit Worten umgehen – das kann ich meist ganz gut. Als ich den Mädels damals meine Briefe überreichte, durfte ich ihnen zuschauen bei der Lektüre. Und weiß daher aus erster Hand, dass wir alle ein bisschen feuchte Augen hatten.

Meine Briefe von damals begleiten zumindest zwei meiner Freundinnen noch heute: Eine hat ihn immer in ihrer Brieftasche, bei einer anderen liegt er an einem gut erreichbaren Platz auf dem Schreibtisch. Ich denke, das hat damit zu tun, dass ich viel darüber nachgedacht hatte, was ich ihnen allen Liebes sagen wollte. Sie sollten merken, wie wichtig sie mir sind, und sie sollten erfahren, was ich an jeder einzelnen ganz besonders schätzte. Meine Worte sollten ihnen zeigen, dass sie einen besonderen Platz in meinem Herzen haben, jede auf ihre ganz eigene, unverwechselbare Art.

Gerade bei unseren Lieben meinen wir ja oft, dass sie das sowieso wissen. Vielleicht stimmt das ja auch. Und trotzdem tut es uns so unendlich gut, wenn wir es gesagt bekommen. Es streichelt unsere Seele, gerade den Teil, der zweifelt, der sich manchmal gar nicht leiden kann, der sich klein und unwichtig fühlt. Zu lesen, wie viel wir jemandem bedeuten, macht einen Unterschied.

Wenn du also noch auf der Suche nach einem ganz besonderen und persönlichen Geschenk bist, dann nimm dir doch die Zeit und überlege, was du magst an dieser Person. Warum ist sie ein Teil deines Lebens? Wieso willst du keinesfalls auf sie verzichten? Was macht sie für dich zu einem besonderen Menschen? Und dann schreib ihr das, auf schönem Briefpapier, von Hand, in Schönschrift. So richtig retro.

Und wenn dann die ein oder andere Freundenträne kullert, ist das die schönste vorstellbare Reaktion, finde ich. Dann wird sogar mir ganz weihnachtlich warm ums Herz, jaja.

Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit.

1 Kommentar zu „Anleitung für Freudentränen“

  1. Oh ja, liebe Heide, die schreibende Versenkung in Gedanken und Gefühle bei Wohlfühl-Atmosphäre im Wohnzimmer oder am Schreibtisch ist doch soooooviel besser als unter plärrenden Lautsprechern und überbordender Weihnachtsdeko nach meist überflüssigen Geschenken zu jagen … Habe auch Du eine schöne Adventszeit!

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