Vom Leben ins Buch ins Leben zurück
Auf dem Thema Selbstliebe kaue ich jetzt schon seit rund 9 Monaten herum. Mal ganz genüsslich, und mal mit Wucht und Anspannung und innerem Krampf. Warum habe ich eigentlich entschieden, genau darüber ein Buch zu schreiben, einen Ratgeber auch noch?
Wahrscheinlich hatte mein höheres Selbst oder das Universum und der ganze Rest einen Plan: „Heide,“ hat es sich wohl gedacht, „es wird wirklich Zeit, dass du dir deinen Scheiß mal anschaust. Also den, der damit zu tun hat, dass du dich schämst.“
Ups. Was hat denn Scham mit Selbstliebe zu tun?
Jede Menge, das kann ich dir sagen. Weil Scham echte Selbstliebe nämlich erstickt. Sie hält uns klein, sie lächelt verächtlich, während wir uns anstrengen. Scham ist ein Arschloch. So.
Ich schäme mich also gründlich, weil ich mit dem Buch nicht vorankomme.
Dahinter steckt eine viel ältere Scham: dass ich nach 18 Jahren in der Selbstständigkeit immer noch finanziell auf total wackligen Füßen stehe.
Und noch viel älter ist die Scham, dass ich nicht gut genug bin fürs Schreiben. Dass ich keine Schriftstellerin geworden bin. Dass ich immer noch keine bin.
Hui, jetzt isses raus. Und, was denkst du jetzt?
Ich denke jetzt: Endlich!
Vielleicht kann ich ja jetzt damit anfangen, mich wirklich liebzuhaben. Zu schreiben, wie das ist mit der Scham. Und ohne die Scham, ganz schamlos, frei und ungebärdig, weil ich es niemandem rechtmachen muss oder will. Nur mir, in Liebe.
Das nenne ich mein Selbstliebeprojekt. Darum geht es mir im Kern. Die Scham zu spüren, sie anzuschauen, sie zu fragen, was sie mir sagen will, und sie dann loszulassen. Weil ich sie nämlich wirklich nicht mehr brauche.
Und darüber schreibe ich dann auch in meinem Selbstliebe-Buch. Denn ich sehe richtig viel Scham bei ganz vielen Menschen um mich herum. Und ich möchte uns alle ermächtigen, schamlos zu werden. Die Scham loszuwerden, und uns einfach selbst zu lieben, weil das nämlich unsere wahre Sehnsucht ist und zugleich unser Geburtsrecht.
Wenn ich also das Thema Selbstliebe fertig durchgekaut und verdaut habe, dann wird da am Ende ein Buch sein. Darauf bin ich schon sehr gespannt!
Liebe Heide,
danke für den Artikel. Mit Scham kann man sich leider mühelos selbst sabotieren. Und mit dem kleinen inneren Kritiker, der uns immer sagt, wir seien (noch) nicht (setzt hier wahllos ein: klug, erfahren alt, schlank, fit, vernetzt,…) genug, um aktiv werden zu dürfen. Wir tun gut daran, diesen inneren Kritiker wie einen aufsässigen Hund zu erziehen und zur Mitarbeit zu bewegen.
Liebe Susanne,
danke dir. Ja, Scham ist heimtückisch, weil wir oft so lange brauchen, um uns das einzugestehen. Und ich glaube, Scham liegt nochmal deutlich tiefer als der innere Kritiker …