Was Kundenliebe mit Strategie zu tun hat

Die Kunst, seine Kunden zu lieben: Neurostrategie® für Unternehmer
von Stefan Merath

Wenn jemand Liebe und Strategie in einem Buchtitel zusammenfügt, bin ich erst einmal skeptisch – und gleichzeitig neugierig. Gerade aus der Kombination ungewöhnlicher Bestandteile entstehen ja oft neue Gedanken, die interessant und wertvoll sein können. Ob sich das bei diesem Buch auch bewahrheiten würde?

Tatsächlich konnte ich eine Menge mitnehmen aus diesem zweiten Buch von Stefan Merath. Zum einen die Idee, ein Sachbuch als eine Art „Entwicklungsroman“ zu schreiben. Solche Experimente gehen meist böse ins Auge, weil ein Roman anderen Gesetzmäßigkeiten folgt als ein Sachbuch. Unter anderem muss es eine Handlung geben und eine gewisse Dramaturgie, damit der Leser auch am Ball bleibt und wissen möchte, wie es weitergeht.

Die Geschichte, die Merath spinnt, ist simpel: Der Ich-Erzähler begegnet in der Rahmenhandlung einer alten Liebe, die feststellt, dass er sich doch sehr verändert habe … Und so beginnt er ihr zu erzählen, wie es dazu gekommen ist. Wie bei allen Geschichten nach dem Muster von 1001 Nacht kann Merath so zwischen den einzelnen Abschnitten die Rahmenhandlung fortführen, und auch wenn man ahnt, wohin das führt (kriegt er sie oder nicht?), ist das nett gemacht.

Zum anderen habe ich aber auch durchaus inhaltlich profitiert. Eine der Kernaussagen Meraths lautet zum Beispiel, dass man als Unternehmer eine gute Vision braucht. Die acht Kriterien, die er dafür aufstellt, finde ich nachdenkenswert. Ich habe sie mal als Imperative formuliert – wie ihr wisst, liegt mir das 😉 :

  1. Gib deinen Kunden ein Gefühl für Zusammengehörigkeit und Identität.
  2. Verfolge ein echtes Anliegen – womit kannst du die Welt besser machen?
  3. Sei mitreißend und emotional.
  4. Passe die fehlerhafte Realität deiner Vision an – nicht umgekehrt.
  5. Bleibe klar fokussiert und formuliere deine Vision so bildhaft und konkret wie möglich.
  6. Mach es einfach statt kompliziert.
  7. Lass dich von deiner Leidenschaft als Unternehmer leiten.
  8. Erkenne, dass dein bisheriger Lebensweg dich zielgerichtet auf deine Vision hingeführt hat. Der Weg war das Ziel.

Daneben gibt Merath immer wieder sehr praktische Übungen an die Hand, um sein unternehmerisches Denken und Handeln zu überprüfen und neu zu justieren. Während des Lesens hatte ich ständig den Impuls, mir Notizen zu machen und noch mal genauer nachzudenken. Es gibt für mich auf jeden Fall noch einiges nachzuarbeiten aus der Lektüre, und das allein ist ja schon ein großer Pluspunkt.

Erkenntnisse aus den Neurowissenschaften, zum Beispiel darüber, wie sehr wir unbewusst Entscheidungen treffen oder wie sich die Konzentration auf positive Dinge in der Praxis auswirkt, ergänzen diese praktischen Anleitungen. Mir war nicht alles neu, aber die Kombination hat mir gut gefallen und mich auf einige neue Ideen gebracht.

Liebe und Strategie können also tatsächlich eine erfolgreiche Beziehung eingehen – wobei die Liebe immer an erster Stelle stehen muss. Wenn ich mir klar darüber bin, was ich besonders gern tue und was ich in die Welt bringen will, fällt es leicht, mich auf die entsprechenden Kunden auszurichten. Denn wir schätzen ja ganz ähnliche Dinge und teilen ein Wertesystem. So ähnlich gehe ich ja auch vor, wenn ich mit meinen Kunden daran arbeite, ihre Wunschkunden zu identifizieren.

Ich empfehle das Buch allen, die daran arbeiten wollen, sich mehr als Unternehmer denn als Selbstständige zu begreifen. Außerdem denjenigen, die vom Experten zum Unternehmer werden wollen (da wird es schon komplizierter). Und nicht zuletzt allen, die immer wieder daran arbeiten, ihr Profil zu schärfen und sich stärker zu fokussieren – das ein oder andere Lichtlein könnte euch bei der Lektüre aufgehen.

Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen – und ich werde mit Sicherheit an einigen Stellen noch weiter damit arbeiten. Und das ist so ungefähr das höchste Kompliment, das ich einem Sachbuch machen kann. Kaufempfehlung!

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