Unternehmer*in sein: Interview mit Ute Klingelhöfer

Ute Klingelhöfer vom contentwerk habe ich schon kurz nach ihrer Gründung kennen gelernt. Damals habe ich sie als eher ruhig wahrgenommen, aber wow, das hat sich echt geändert (falls es jemals so war 😉 ). Inzwischen ist sie auf allen Social-Media-Kanälen sehr präsent, schreibt wirklich lesenswerte Beiträge – und sie traut sich was! Zum Beispiel war sie letztes Jahr drei Monate lang als Digitale Nomadin in Brasilien. Ansonsten ist sie Technische Redakteurin (FH), erstellt Content für IT-Unternehmen, berät und und gibt Trainings im Bereich Content Strategie und Social Media. Auch als Dozentin an Universitäten für den Bereich Social Media Management ist sie tätig. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass sie sich an meiner Interview-Reihe beteiligt.

Man bekommt die Kunden, die man verdient

Ute Klingelhöfer ProfilWenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Hm, streng genommen bin ich ja noch gar keine Unternehmerin. Den Trend „Entrepreneur“ zu sein und eigene Ideen umzusetzen, kann ich zwar nur begrüßen, aber per Definition sind viele von uns doch einfach selbstständig. Wir tauschen Geld gegen Zeit und setzen unsere eigene Arbeitskraft dafür ein. Mit allen Vor- und Nachteilen. Wie ein Unternehmer Geld im Schlaf zu verdienen schaffe ich noch nicht, möchte dort aber auf jeden Fall auch mal hinkommen. 🙂 Deshalb heißt selbstständig sein für mich vor allem, Entscheidungen zu treffen und mit seinen Ressourcen zu haushalten. Zu entscheiden, wie weit man gehen möchte oder kann. Meine angestellten Freunde würden es Freiheit nennen, ich nenne es Verantwortung – vor allem sich selbst gegenüber. Wie nutzt man seine Zeit? Wie nutzt man sein Geld? Zu meinem Selbstverständnis gehörte von Beginn an, in wichtige Dinge zu investieren. So schaffe ich mir lieber eine anständige Software an oder beauftrage einen Dienstleister, als zu versuchen, alles selbst hinzufrickeln, wobei ja auch noch Fehler unterlaufen können. Ich kann es nicht nachvollziehen, wenn andere sich tagelang für etwas abmühen, bloß, um Geld zu sparen. Damit geht doch auch nur Zeit verloren, die man besser investieren könnte. So etwas ist für mich nicht unternehmerisch gedacht.

Ansonsten glaube ich daran, dass man die Kunden bekommt, die man verdient. So wie man kommuniziert, so wie man Grenzen zieht oder eben nicht, solche Kunden erhält man. In Zeiten, in denen ich vermutlich ausstrahlte, dass ich Geld brauchte, habe ich Kunden angezogen, die knausrig waren und trotzdem hunderte von Extrawünschen für lau umgesetzt bekommen wollen. Bin ich jedoch locker und selbstsicher, strahle ich das auch aus und bekomme die passenden Kunden und Aufträge. Und, so wie es in deiner Reihe hier schon öfter von Anderen erwähnt wurde: Wenn sich eine Tür schließt, geht woanders eine auf. Man muss also durchhalten. Selbstständigkeit ist kein Sprint, sondern ein Marathon.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Ein Freund sagte mal zu mir, dass ich wie ein Wiesel sei. Er meinte damit vermutlich, dass ich mich für viele verschiedene Dinge interessiere und mit den unterschiedlichsten Menschen (Alter, Bildungsgrad, soziales Umfeld, Nationalität) zu tun habe. Ich glaube, das hat in gewisser Weise zu meinem bisherigen Weg beigetragen, dass ich in der Welt viel unterwegs war, viele Perspektiven auf das Leben kenne und die Geduld habe, Früchte dieser Kontakte auch erst Jahre später zu ernten. Übrigens habe ich „Wiesel“ gerade mal gegoogelt. Bei Wikipedia steht „Sie sind geschickte, aggressive Jäger, die oft Beutetiere reißen, die so groß wie sie oder sogar größer sind.“ Jetzt muss ich lachen, ich glaube, das passt auf mich. Ich bekomme desöfteren Aufgaben oder Aufträge, die ich mir selbst selbst noch gar nicht zugetraut hätte.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Man kann alles haben, man muss nur fragen. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber ich glaube daran, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Das Schwierige (für mich) ist, andere um Hilfe oder einen Gefallen zu bitten, gerade die, die man für erfolgreicher hält, als sich selbst. Tue ich es doch, komme ich schneller weiter. Genauso ist das, wenn ich Aufträge annehme, die mir ein bisschen zu groß für mich erscheinen (der Wiesel, ihr erinnert euch!), ich ins kalte Wasser springe und gestärkt und um einige Erfahrungen reicher wieder auftauche. Man wächst mit seinen Aufgaben. Nur überfordern sollte man sich nicht – dazu muss man sich und seine Energieressourcen bzw. sein Stresslevel eben sehr genau kennen.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Scheitern bedeutet für mich, wenn ich eine Situation nicht zu meiner Zufriedenheit gelöst habe. Mich etwas erst gar nicht getraut zu haben (aufgrund von Perfektionismus oder Zweifel in meinem Kopf), mit meiner Meinung außen vor gehalten zu haben oder auch sich gegenüber einem Menschen (Kunden, Geschäftspartner) nicht so verhalten zu haben, wie ich es gern getan hätte. Im Grunde schaue ich eher den verpassten Chancen hinterher als den Fehlern, die ich gemacht habe.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Selbstständigen Einzelunternehmern möchte ich mit meinen Social Media Trainings eine Möglichkeit geben, sich sicher und effektiv im digitalen Raum zu bewegen. Die Ängste nehmen und die Strategien und Werkzeuge für den richtigen Content an die Hand zu geben. Unternehmen (vorwiegend Firmen aus dem Software/IT-Bereich) möchte ich den Content liefern, mit denen sie im Internet besser gefunden werden. Den Studenten, die ich mein Wissen als Dozentin an der Universität lehre, möchte ich mitgeben, dass Social Media für eine Organisation mehr bedeutet, als allein die neueste Plattform bedienen zu können. Generell will ich zeigen, dass es sich lohnt, den eigenen Weg zu verfolgen und mutig zu sein. Für junge Menschen plane ich dazu sogar ein Buch. Von Tag 1 meiner Selbständigkeit an habe ich über die Erlebnisse und Erfahrungen mit Kunden Tagebuch geführt. Ich glaube, aus meinen Fehlern und meinen „Wiesel“-Erlebnissen können andere einiges mitnehmen. Es wäre schön, wenn ich (junge) Menschen dazu ermutigen kann, sich mit ihrer eigenen Idee auch selbstständig zu machen.

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Vermutlich jemand, der meine Gedanken lesen kann und mich direkt auf meine Lage anspricht. Ich brauche meist zu lange, um um Hilfe zu bitten, bin der klassische „Ich will es alleine schaffen“-Typ. Ich habe erst letztes Jahr angefangen, zu lernen, dass andere einem auch gerne helfen, wenn man sie nur fragt.

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Zu Beginn habe ich mein Wissen viel in Vorträgen weitergegeben. Zusammen mit meinen Social Media Aktivitäten hat das auch gut geklappt, um meinen Bekanntheitsgrad schnell zu steigern. Mit meiner Gründung direkt nach dem Studium hatte ich ja keinerlei Netzwerk und war quasi darauf angewiesen. Momentan bin ich, was das angeht, eher ruhiger. Ich schätze es, freie Wochenenden zu haben und genauso die freien Abende unter der Woche. Meine Ressourcen gehen jetzt eher in meine eigene Weiterentwicklung und natürlich meine Kundenprojekte.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Der Dalai Lama hat mal etwas Gutes zum Thema Geld gesagt, seine Worte spiegeln perfekt wider, wie mein Verhältnis zu Geld ist: „Der Mensch, er opfert seine Gesundheit, um Geld zu machen. Dann opfert er sein Geld, um seine Gesundheit wiederzuerlangen. Und dann ist er so ängstlich wegen der Zukunft, dass er die Gegenwart nicht genießt; das Resultat ist, dass er nicht in der Gegenwart oder in der Zukunft lebt; er lebt, als würde er nie sterben, und dann stirbt er und hat nie wirklich gelebt.“

Toll fände ich, wenn jeder Mensch ein Grundeinkommen bekäme. Vom Menschenbild bin ich da ganz beim DM-Gründer Götz Werner. Was mich betrifft, will ich auf jeden Fall immer genügend Geld haben, um noch viele Länder bereisen zu können. Ansonsten wäre auch ein bisschen „Spielgeld“ ganz nett, gerne würde ich einmal in die Ideen anderer investieren können und so z. B. technische Start-Ups fördern. Investoren wie Frank Thelen finde ich super.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Jede noch so kleine Aufgabe in den Kalender einzutragen statt To-Do-Listen zu führen, die pomodoro-Taktik für Aufgaben, für die ich mich gar nicht motivieren kann, die freedom-App, wenn ich mir eine Social Media Sperre auferlegen muss um mich auf eine Aufgabe zu fokussieren und ansonsten regelmäßige Pausen, gerne auch ein Spaziergang durchs Grüne am Mittag. Und was, wenn es nicht zur Regel wird, auch immer hilft: Im Zug arbeiten oder generell die Umgebung zu wechseln, z. B. in ganz andere Länder. So arbeite ich diesen August z. B. von Madrid aus und im letzten Winter war ich drei Monate als Digitale Nomadin in Brasilien.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Am besten entspanne ich beim Joggen, Radfahren oder Salsa-Tanzen. Raus aus dem Kopf, rein in den Körper. Schlecht entspanne ich beim Rumliegen, das klappt nur, wenn mein Körper schon ermüdet ist. Ansonsten hilft auch Kochen, Gemüse schnippeln ist meine Meditiation. 😉 Und natürlich wenn ich mit Freunden zusammen bin und wir viel lachen.

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1 Kommentar zu „Unternehmer*in sein: Interview mit Ute Klingelhöfer“

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