Unternehmer*in sein: Interview mit Sascha Theobald

Blogheader InterviewAuf Sascha Theobald bin ich vor einiger Zeit via Twitter aufmerksam geworden, und dann habe ich mal in Köln einen sehr netten Abend mit ihm und Martina Bloch verbracht. Seitdem ist er auf meinem Radar, und ich schätze sehr, wie er an die Dinge herangeht, da gibt es viele Berührungspunkte zwischen uns. Sascha hilft Unternehmen, durch eine klare und stimmige Kommunikation Wunschkunden zu gewinnen. Seine Mission sind starke Botschaften. Sein liebstes Spielfeld ist das Web. In seinem persönlichen Blog schreibt er über strategische Unternehmenskommunikation – auf der blogmanufaktur über Corporate Blogs.

Ständig ich selber sein können

sascha-theobaldWenn du dein Selbstbild als Unternehmer beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

In einem Blog-Beitrag habe ich mal geschrieben: »Für mich bedeutet Selbständigkeit, dass ich ständig ich selber sein kann.«. Das ist das Wesentliche für mich – und zwar in allen seinen Facetten. Ich mag es, mein Leben selber gestalten zu können. Ich bin verantwortlich dafür, wie ich arbeite, was ich anbiete, mit wem ich arbeite und ob ich darin gut und erfolgreich bin. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und bin verantwortlich für die Konsequenzen. Das ist für mich die ureigenste Form des Lebens. Auch wenn dazu gehört, dass ich nicht nur Stratege und Kreativer bin, sondern auch Buchhalter, ITler, Vertrieb und Einkauf.

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Die Lust, den Status Quo in Frage zu stellen. Ich liebe es, Dinge zu hinterfragen, neue Facetten kennenzulernen und mich weiterzuentwickeln. Ich sehe so viele Unternehmen, die sich zwanghaft an Altes klammern. Und dann nennen sie das auch noch selbstverliebt Tradition. Irgendwann kommt die Realität und haut sie mit einem Schlag von der Bühne. Wer stehen bleibt, wird nicht überleben. Für mich gilt das nicht nur wirtschaftlich sondern auch persönlich. Die Möglichkeit mich ständig weiterzuentwickeln ist mein größter Antrieb. Stillstand würde mich auf Dauer auch innerlich absterben lassen.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Da gibt es nicht die eine Erfahrung. Ich lerne jeden Tag für mich und mein Unternehmen. Und das ist unglaublich spannend. Ich entdecke immer neue Facetten und Zusammenhänge, die ich in Neues einfließen lasse.

Das hat schon in meiner Zeit als Angestellter begonnen. Ich mochte es nie, Dinge zu tun, hinter denen ich nicht stehe. Ich sollte mal zu einem Kundentermin, um über einen anstehenden Relaunch zu sprechen. Der Geschäftsführer eines größeren Sportartikelhandels und ich kannten uns schon über Jahre in Jeans und T-Shirt. Für diesen Termin sollte ich einen Anzug anziehen. Der Kunde hat mich ausgelacht. In einer anderen Agentur sollte ein Start-Up drei Monate auf Visitenkarten warten, weil man gerade Besseres zu tun hatte. Der Kunde (in der entscheidenden Akquise-Phase) war fassungslos. Ich auch. Zu meiner Gründung waren mir viele Dinge klar, die ich in meinem Unternehmen anders machen wollte – für mich und meine Kunden.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Ich empfinde kein Scheitern. Nicht, weil immer alles perfekt funktionieren würde – sondern weil es für mich dazu gehört. Ich hadere nicht mit Vergangenem, sondern nehme meine Erfahrungen daraus mit, um nach vorne zu blicken. Das bringt mich als Mensch und Unternehmer weiter. Alles andere ist verschwendete Energie.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Mit meiner Arbeit möchte ich Unternehmern helfen, aus Ihrer Idee eine wirtschaftlich solide Existenz aufzubauen – und das auf ihre Art und Weise. Den größten Wert, den ich für meine Kunden schaffen kann, ist Klarheit. Es ist faszinierend zu sehen, wie Menschen aufblühen, wenn aus einem großen Berg an Gedanken und Wünschen eine Ordnung wird. Wenn sie erkennen, was sie und ihr Business besonders macht und wohin sie wollen. Wenn Visionen lebendig werden und ein Gesicht bekommen. Wenn sie merken, mit wem sie wirklich arbeiten wollen und wie sie diese Menschen erreichen können. Dann merke ich, welchen Einfluss meine Arbeit hat.

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Klare Antwort: Auf meinen Bauch zu hören. Lange Zeit bin ich vermeintlich rational gegen mein Bauchgefühl angegangen. Wenn eine Zusammenarbeit dann in eine Sackgasse geraten war, habe ich mich an das Zwicken in der Magengegend erinnert. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, wie zuverlässig die Instanz »Bauch« für mich ist. Der Bauch erkennt Faktoren, für die der Kopf blind ist. Heute weiß ich, dass ich Projekte ablehne, wenn der Bauch grummelt. Das spart viel Energie und öffnet die Türe für andere, bessere Projekte.

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Als leiser Mensch sind Kaltakquise, Networking-Veranstaltungen & Co. ein Graus für mich. Ich nutze das Web, um mich und meine Arbeit zu präsentieren und mit Menschen zu kommunizieren. Ich verschenke Impulse und gebe Tipps, so dass mich Wunschkunden kennenlernen können. Meine Blogs und Twitter sind meine Favoriten. Das macht mir Spaß und funktioniert wunderbar. Dazu werde ich von lieben Menschen, die meine Arbeit schätzen, empfohlen.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Geld und ich – das ist eher eine Zweckgemeinschaft als eine Liebesbeziehung. Ich brauch es, um mir ein Dach über den Kopf und das Essen auf dem Tisch leisten zu können. Es gibt mir ein Stück Freiheit. Ich kann mir Dinge kaufen, die mir Freude bereiten. Ich brauche aber weder einen Geldspeicher im Garten noch die Jagd auf ein paar Prozent Rendite. Wie verliebt manche Menschen in Geld sind und wie blind sie das als Menschen macht, erschreckt mich immer wieder.

Unternehmerisch ist Geld natürlich ein relevanter Faktor. Ich möchte, dass meine Engagement angemessen bezahlt wird. Im Laufe meiner Selbständigkeit habe ich gelernt, wie fatal es ist, wenn der Fokus darauf liegt, das günstigste Angebot unterbreiten zu wollen. Mir ist es wichtig, dass ich wegen meiner Arbeit und nicht wegen dem günstigen Preis gebucht werde. Denn nur dann liegt auch der Fokus des Auftraggebers auf dem Ergebnis. Ich möchte nicht mit Unternehmen arbeiten, für die der Fokus auf dem Preis liegt.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Ich stolpere über den Begriff Routine und frage mich, wie viel davon in meiner täglichen Arbeit steckt. Ich glaube nicht, dass Routinen bei mir eine große Rolle spielen. Für mich ist es wichtig, die richtigen Außenfaktoren zu schaffen, um in einen Flow zu kommen. Dazu gehört für mich zum Beispiel gute Musik und ein ruhiges Umfeld.

Um meine Arbeit zu organisieren, nutze ich einige wenige Tools. Evernote ist mein externes Hirn. Hier sammle ich Gedanken und Notizen, sortiere sie und habe alles im rechten Moment greifbar. Aufgaben organisiere ich mit Wunderlist, Termine und meine Wochenplanung lege ich direkt im Kalender an.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Im Moment klappt das mit Musik, unseren Tieren, einem leckeren Essen mit meiner Frau und guten Gesprächen. Aber eigentlich diene ich bei dem Thema nicht als Vorzeigebeispiel. Ich bin gefühlt immer »on«. Gerade in ruhigen Momenten kramt mein Kopf Gedanken und Ideen hervor, die dort schlummern. Ich arbeite daran, besser abzuschalten und zu entspannen. Vielleicht fragst Du in ein paar Jahren noch mal.

🙂 Das mache ich glatt! Vielen Dank für deine Gedanken zum Unternehmer-Sein.

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