Können Freunde Kunden sein?

Bei Geld hört die Freundschaft auf, wird häufig kolportiert. Und natürlich ist in einer Kundenbeziehung Geld ein Thema. Schließlich verdienen wir als Dienstleister oder Produktanbieter normalerweise Geld mit unserem Angebot. Aber wie gehen wir damit um, wenn Freunde mit uns Geschäfte machen wollen?

business-finance-87224_1280Klare Kommunikation

Meiner Erfahrung nach ist es in diesem Fall noch wichtiger als sonst, seine Vorstellungen eindeutig zu kommunizieren:

  • Bist du bereit, einen „Freundschaftspreis“ zu gewähren, und falls ja, in welcher Höhe? Das ist die wichtigste Frage, die du für dich ganz grundsätzlich klären solltest. Falls ja, kommuniziere die exakten Konditionen, damit es hinterher nicht zu Missverständnissen kommt. Es scheint zunächst oft einfacher zu sein, bei der Frage nach dem Preis ausweichend zu antworten, im Sinne von „Wir werden uns schon einig …“ Doch das kann nach hinten losgehen, denn möglicherweise hat deine Freundin doch ganz andere Erwartungen an die Höhe des Nachlasses und reagiert dann irritiert, wenn es am Ende um die Abrechnung geht.

    In deinem eigenen Interesse solltest du also ganz klar machen: „So sehen meine Konditionen üblicherweise aus, und weil du’s bist, erlasse ich dir xx Prozent. Ist das ok?“ Dann weiß jeder, woran er ist, und dein Freund wird deine Rechnung anstandslos bezahlen.

  • Eine andere Variante, die ich persönlich gerne nutze, ist ein Deal: „Ich mache das für dich, wenn du dafür etwas anderes für mich erledigen kannst.“ Allerdings sollten auch hier die Rahmenbedingungen klar sein, damit die gefühlte Balance zwischen Geben und Nehmen für beide Seiten stimmt. Wenn sich bei dir eine bohrende Unzufriedenheit bemerkbar macht, weil du das Gefühl hast, dass du bei einem Auftrag ständig mehr gibst als du bekommst, ist das eurer Freundschaft sicher wenig zuträglich, und du solltest im Interesse dieser Freundschaft dann „Butter bei die Fische“ tun und für klare Verhältnisse sorgen.

    Wenn ich mit Deals arbeite, frage ich lieber einmal zu oft, ob für den anderen die Balance immer noch stimmt, und ich bitte ausdrücklich darum, dass mein Barterpartner Laut gibt, wenn es sich für ihn oder sie nicht mehr ok anfühlt. Umgekehrt thematisiere ich das sofort, noch bevor ich richtig „angefressen“ bin.

Kein Freundschaftspreis?

Und falls du gar nicht bereit bist, einen Freundschaftspreis zu gewähren? Das finde ich vollkommen legitim, denn dein Angebot ist ja nicht weniger wert, nur weil dein Kunde ein Freund ist. Man kann sich auf diesen Standpunkt stellen.

Auch hier ist es allerdings unerlässlich, seine Argumente offen darzulegen, damit dein Freund weiß, dass hier keine Nachlässe zu erwarten sind. Damit liegt die Entscheidung bei ihm, ob er dich zu deinen üblichen Sätzen beauftragen möchte – oder eben nicht.

Wenn Kunden zu Freunden werden

Ein Spezialfall sind Kunden, die im Laufe der Zusammenarbeit zu Freunden werden. Manchmal geht damit die – leider häufig unausgesprochene – Erwartung einher, dass sich das auch am Honorar positiv bemerkbar macht. Oder man fühlt sich vielleicht selbst irgendwie innerlich verpflichtet, dem anderen preislich entgegen zu kommen. Das ist eine Falle, in die viele Dienstleister meiner Erfahrung nach laufen.

Der Grund dafür liegt aus meiner Sicht in einer Verwechslung: In einer Kundenbeziehung ist die Währung Geld, in einer Freundschaft freuen wir uns über Anerkennung, Wertschätzung und Respekt, erwarten jedoch keine Bezahlung im landläufigen Sinn. Wir sollten uns also erst einmal klar machen, dass die neue Qualität in der Beziehung zu unserem Kunden nichts daran ändert, dass wir eine Dienstleistung erbringen, die bezahlt werden muss. Wenn wir diese Trennung offen thematisieren, verflüchtigt sich auch das zuweilen unangenehme Gefühl, dass der andere vielleicht Erwartungen hat, die wir aber gar nicht erfüllen mögen.

Wenn man diese im Grunde einfachen Regeln befolgt, sind meiner Erfahrung nach Freunde als Kunden eine wunderbare Sache. Man lernt sich noch mal aus einer ganz anderen Warte kennen, in einigen Fällen hat sich bei mir die Freundschaft durch die Zusammenarbeit noch vertieft.

Passt das Angebot zur Freundschaft?

Allerdings sind bestimmte Angebot für Geschäfte unter Freunden grundsätzlich kritisch zu sehen. Coaching von Freunden ist beispielsweise etwas, das ich nur in sehr wenigen Einzelfällen und nur zu bestimmten Themen mache. Denn auch wenn ich im Vorfeld kommuniziere, dass ich als Coach in einer anderen Rolle unterwegs bin und daher anders mit meiner Freundin umgehen werde als in einem normalen Gespräch unter Freundinnen, kann es durchaus zu Irritationen führen, wenn ich zum Beispiel konfrontativ arbeite. Ich bin in meiner Rolle als Coach in diesem Fall ja auch nicht völlig neutral und unbefangen, denn für mich steht ebenfalls etwas auf dem Spiel. Das ist also eine schwierige Konstellation, die nicht jede Freundschaft verkraften kann, und daher sehe ich im Allgemeinen davon ab.

Wie sind eure Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Freunden als Kunden?

1 Kommentar zu „Können Freunde Kunden sein?“

  1. Hallo Heide,

    ein spannendes und beliebtes Thema im Coaching hast du da aufgegriffen.

    Ich selbst habe am Anfang meiner Selbständigkeit eine Erfahrung mit einer Person aus dem Bekanntenkreis gemacht, die mich bei diesem Thema ganz sensibel gemacht hat. Bei so etwas lerne ich zum Glück sehr schnell 😉

    Wie du schreibst gilt ganz besonders bei Geschäften mit Freunden und Bekannten die Regel, die ich meinen Coachees immer wieder mitgebe: Mach klare Ansagen! Das Geeiere bringt in keiner Kundenbeziehung etwas Gutes zu Stande, schon gar nicht bei Leuten, die man kennt. Ich höre es so oft, dass bei Geschäften die Freundschaften kaputt gehen oder einen Knacks bekommen, weil nicht offen geredet wird. Das gilt auch für Tauschgeschäfte.

    Es ist übrigens nie zu spät noch zu intervenieren, auch wenn man anfangs vielleicht versäumt hat Konkretes zu vereinbaren. Die Ausrede: „Hätte ich gleich machen müssen, jetzt ist es eh zu spät.“, gilt nicht!

    Was das Coaching bei wirklich guten Freunden angeht, so halte ich da auch wenig von. Da fehlt es mir an Neutralität.

    Danke für deine anregenden Gedanken!

    Herzliche Grüße
    Natalie

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