Unternehmer*in sein: Interview mit Dorothee Köhler

Blogheader InterviewDorothee Köhler habe ich durch unser gemeinsames Netzwerk Texttreff.de kennen gelernt – nur um dann festzustellen, dass wir tatsächlich dasselbe Gymnasium besucht hatten :-). Das war der Beginn einer wunderbaren und kollegialen Freundschaft, die sich noch vertieft hat, seitdem Dorothee hierher nach Düsseldorf gezogen ist. Sie ist Texterin für Unternehmenskommunikation und schreibt Texte für Kundenmagazine, Newsletter, Blogs und Bücher. Als Sachbuchautorin und -Ghostwriterin hat sie schon über 25 Bücher in den Bereichen Management, Führung, Personal und persönliche Weiterentwicklung konzeptioniert und verfasst. Zusammen mit einer weiteren Texttreff-Kollegin gibt sie außerdem wunderbare Workshops beim Wandern und Schreiben, die ich sehr empfehlen kann.

Ohne Selbstverantwortung ist man kein Unternehmer

960px-_TR27121Wenn du dein Selbstbild als Unternehmer*in beschreibst: Wie sieht das aus, und was gehört alles dazu für dich?

Um es mal etwas zugespitzt auszudrücken: Unternehmerin und Unternehmer ist, wer gelernt hat, sich an den eigenen Haaren aus allen erdenklichen Sümpfen zu ziehen, sprich: sich permanent selbst zu motivieren und sich aus eigenem Antrieb heraus weiterzuentwickeln. Wer andere (und anderes) für das verantwortlich macht, was er selbst nicht hinbekommt, kann kein Unternehmer sein. Dementsprechend bin ich selbst mal mehr, mal weniger Unternehmerin – denn natürlich habe ich auch Phasen, in denen ich diesem Ideal nicht entspreche. 😉

Welche deiner Eigenschaften hältst du für unverzichtbar, bezogen auf deinen unternehmerischen Erfolg?

Siehe oben. 🙂 Ich bin seit 20 Jahren selbständig – dass ich davon gut und entspannt leben kann, verdanke ich mehreren äußeren Faktoren, aber sicherlich auch einer gewissen Zähigkeit, Eigenverantwortung, Zuverlässigkeit und einer „angenehmen Benutzeroberfläche“, wie eine liebe Kollegin das immer nennt, wenn Menschen sich freundlich und umgänglich verhalten, auch wenn es stressig zugeht.

Wenn du mal zurückblickst: Aus welcher Erfahrung hast du am meisten gelernt für dein unternehmerisches Leben?

Diese Antwort fällt mir nicht ganz leicht, weil sich natürlich in 20 Jahren sehr viel Erfahrungswissen angesammelt hat. Aber ich würde mal sagen: Wenn ich vor zehn Jahren nicht in mein Lieblingsnetzwerk eingetreten wäre – den Texttreff, ein Netzwerk für Frauen, die beruflich mit Texten zu tun haben –, dann wäre ich heute definitiv nicht da, wo ich bin. Die Unterstützung und Solidarität, die ich dort erfahre, und auch die Aufträge und Kooperationen, die sich daraus entwickelt haben, sind eine wesentliche Säule meines Berufslebens geworden.

Was bedeutet „Scheitern“ für dich?

Scheitern heißt für mich, etwas nicht hinzukriegen, obwohl ich weiß, dass ich es eigentlich kann, mir aber aus irgendwelchen Gründen nicht genügend Zeit oder Energie genommen habe, um es tatsächlich auch zu schaffen. Mir diese Gründe anzuschauen, ist immer aufschlussreich – und da geht auch der Weg lang, wenn ich herausfinden will, wie ich es besser machen kann.

Was möchtest du mit deinem Unternehmen der Welt geben?

Gute, lebendige, kraftvolle Texte und Bücher mit haarscharf auf den Punkt gebrachten Gedanken, die die Leser gerne lesen. Das zum einen. Und zum anderen bin ich mir sehr sicher, dass meine Kernkompetenz – mich schnell in komplexe Inhalte einzuarbeiten und sie so darzustellen, dass auch andere sie verstehen und vor allem einen Nutzen davon haben – eine Schlüsselqualifikation ist, deren Bedeutung in jeder Sekunde zunimmt. Informationen, Wissen, Meinungen, Einschätzungen, jeden Tag, jede Minute, alles rauscht und flirrt – ein Dschungel! Ich bin die mit der Machete. 😉

Was hätte dir in schwierigen Situationen geholfen, wenn du es schon früher gewusst hättest?

Wenn ich mein Netzwerk, den Texttreff, ein paar Jahre früher entdeckt hätte, wäre das sicherlich hilfreich gewesen. Und in allen Situationen, in denen extrem kurzfristige Deadlines gesetzt werden, wüsste ich immer gerne, wie lange mein Text dann tatsächlich ungelesen bleibt. Das würde mich hin und wieder deutlich entspannen. 😉

Welche Art von Marketing machst du für dein Unternehmen und deine Angebote?

Ich arbeite so, dass ich weiterempfohlen werde – und unterstütze Kollegen mit Rat und Tat, damit auch sie mich gerne weiterempfehlen. Ein Großteil meiner Kunden sind Stammkunden, die mich regelmäßig beauftragen, auch die Buchautoren. Natürlich habe ich eine Website (mit einem leider weitgehend verwaisten Blog, könnte nicht mal jemand für mich …?) und bin auf Xing und Facebook aktiv. Aber Empfehlungsmarketing ist das, was für mich am besten funktioniert.

Wie würdest du dein Verhältnis zu Geld beschreiben?

Heute ist das recht entspannt und ich bin dankbar, dass ich ein gutes Auskommen habe. Ich erinnere mich ungern an die Anfangsjahre meiner Selbständigkeit, in denen ich mehr als einmal am Geldautomaten stand und nicht wusste, ob ich nun Geld bekomme oder der Automat meine EC-Karte verschluckt. Seit ich mir ein finanzielles Polster zugelegt habe und mich weder vor Finanzamtsforderungen noch Auftragsflauten fürchten muss, geht es mir deutlich besser. Dennoch finde ich Honorarverhandlungen anstrengend und hätte am liebsten einen Manager, der das für mich erledigt.

Welche Routinen helfen dir bei deinem Workflow, und welche Tools setzt du dafür am liebsten ein?

Routinen langweilen mich. Ich kann morgens gut schreiben, aber es kommt auch vor, dass ich erst am Nachmittag oder gegen Abend die innere Ruhe finde, die ich zum Schreiben brauche. Das ist Segen und Fluch zugleich, da ich mich an den Tagen, an denen ich nicht schon gegen Mittag irgendwas Vorzeigbares geschrieben habe, zu allem Überfluss auch noch selbst dafür niedermache. Gleichzeitig fühle ich die kreative Lebendigkeit in mir viel stärker, wenn ich nicht schreibe wie eine Maschine und zu einem Zeitpunkt in einen Flow komme, an dem ich gar nicht mehr damit gerechnet habe. Wenn der Knoten endlich platzt und „es“ mit Leichtigkeit aus mir heraus schreibt – großartig.
An Tools nutze ich neben der üblichen Büro-Software eigentlich nur Wunderlist – damit behalte ich Arbeitspakete und Deadlines im Griff. Ich habe eine ausgeklügelte Ordner-Struktur, die sowohl auf meiner Festplatte als auch in meinem E-Mail-Client identisch ist, das hilft sehr. Und ohne meine Dropbox wäre ich verloren. Ich arbeite sowohl in meinem Büro als auch zu Hause und habe keine Lust, immer den Rechner hin und her zu schleppen, sondern greife dann von unterschiedlichen Orten bzw. Rechnern aus auf meine Daten zu.

Wie schaltest du ab und entspannst dich am besten?

Ich kann zum Glück ganz gut abschalten. Beim Wandern, Laufen, Klettern, Flöten, Kochen, Kartenspielen, Lesen – einfach bei allem, was meine volle Aufmerksamkeit und Hingabe fordert, sodass ich keine Gelegenheit mehr habe, an die Arbeit zu denken. Museums- und Ausstellungsbesuche inspirieren mich immer sehr, geben mir eine Ahnung davon, dass jenseits meines Tellerrandes noch so viel mehr ist als nur mein eigener kleiner Mikrokosmos. Auch das entspannt mich ungemein und gibt mir ein Gefühl von Zugehörigkeit – zu einer Welt, in der wir alle danach trachten, etwas für uns Bedeutsames zu tun.

Vielen Dank, liebe Dorothee, für diese Einblicke in deine wunderbar formulierten Gedanken! 🙂

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