Warum ist Rollenklarheit wichtig für Coaches?
Ich finde es hilfreich sich klarzumachen, dass „Coach“ tatsächlich nur eine „Dachbezeichnung“ ist für das, was wir da täglich tun. Oft wird das „Unternehmer*in sein“ irgendwie ausgeblendet.
Wir bewegen uns während des Coachingprozesses in verschiedenen Rollen, und in der Lage zu sein, aus der Metaperspektive auf die jeweilige Rolle zu schauen, die gerade im Vordergrund steht, ist eine extrem wertvolle Ressource. Denn so lassen sich sowohl für uns selbst als auch für die Klienten neue Perspektiven finden – und wir wissen alle, dass damit oft Veränderungen eingeleitet werden.
Als Coach und Unternehmer*in wirken wir aber auch über den Prozess mit dem einzelnen Klienten hinaus. Jedenfalls ist das eine Chance, die wir haben, und wenn wir uns das klarmachen, zeigen sich noch viel mehr Wege als nur im Einzelsetting, auch die Rolle als Unternehmer*in sinnstiftend zu besetzen.
Mir hat während meiner Ausbildung ein Modell geholfen, das Robert Dilts, einer der profiliertesten Entwickler des Neurolinguistischen Programmierens, entwickelt hat.
Danach agieren wir als Coachs oder Trainer nämlich auf verschiedenen neurologischen Ebenen. Vergegenwärtigen wir uns diese, wird deutlich, weshalb diese unterschiedlichen Rollen auch für unser unternehmerisches Wirken Bedeutung haben.
Der folgende Text ist – leicht verändert – ein Ausschnitt aus meinem Buch „Die Magie der unternehmerischen Persönlichkeit“, das Ende 2015 erschienen ist:
Guide/Caretaker:
In dieser Rolle führen Coachs ihre Klienten vom Ist- zum Soll-Zustand, was voraussetzt, dass sie den Weg zum Ziel kennen, weil sie bereits selbst dort waren. Das heißt, der Coach agiert als eine Art „Führer“ durch eine sich verändernde Umwelt, nimmt den Coachee quasi an der Hand und hilft ihm, seinen Platz zu finden.
Auch als Unternehmerinnen und Unternehmer können wir solch eine Führungsposition besetzen und mit unserem Tun für unsere Mitarbeiter und Kunden neue Wege bahnen. Indem wir unternehmerische Kreativität und Zielstrebigkeit vorleben, ermöglichen wir anderen, ihren eigenen Weg zu gehen und sich dabei an unserem Vorbild zu orientieren.
Denkfragen:
In welcher Weise übernimmst du Führung? Wo gibst du deinen Klienten, Mitarbeitern und Kunden Orientierung?
Performance-Coach:
In diesem traditionellen Verständnis von Coaching unterstützt der Coach mit seinen Interventionen Verhaltensänderungen seiner Klienten, indem er deren Ressourcen und Kompetenzen bewusst macht und so dazu beiträgt, dass sie ihr Verhalten aktiv steuern können.
Für unser Selbstbild als unternehmerische Persönlichkeit kann das bedeuten, dass wir unsere Kundinnen und Kunden, aber auch unsere Partner, Mitarbeiterinnen und Unterstützer fördern und fordern. Wir vermitteln ihnen Vertrauen in ihr Wissen und Können und geben wertschätzendes Feedback, so dass alle Menschen in unserem professionellen Umfeld gestärkt aus der Beziehung mit uns herausgehen.
Denkfragen:
Wodurch unterstützt du deine Kunden, Mitarbeiter und Partner ganz konkret?
Wie kannst du gezielt Feedback geben, um ihnen ihre Fähigkeiten (noch) bewusster zu machen?
Lehrer:
Über das reine Bewusstmachen von Fähigkeiten und Ressourcen hinaus kann der Coach seinen Klienten auch dabei unterstützen, sich neue Strategien und Kompetenzen anzueignen oder zu entwickeln.
Ich denke, das gehört im Besonderen zu unserer unternehmerischen Verantwortung: nicht nur sich selbst fortwährend zu entwickeln, sondern auch darauf zu achten, diejenigen Menschen „mitzunehmen“ und an unserem Erfolg partizipieren zu lassen, die ebenso wie wir ihren Weg gehen. Wenn wir unsere Erfolge teilen und auch vermitteln, welche Strategien wir genutzt haben, um dorthin zu kommen, tragen wir dazu bei, unternehmerisches Wissen insgesamt zu mehren.
Denkfragen:
In welcher Weise teilst du dein Know-how außerhalb deines bezahlten Portfolios?
Welche Strategien und Kompetenzen kannst du an andere vermitteln, die dir auf deinem Weg geholfen haben?
Mentor:
In dieser Rolle kann der Coach seinen Klienten ermöglichen, mögliche Widersprüche und Ambivalenzen aufzulösen. Oft geht es hier darum, Blockaden und einschränkende Beliefs abzulegen und seine Überzeugungen und Werte neu zu justieren.
Ängste und Schwächen einzugestehen, wird noch nicht oft genug als unternehmerische Tugend praktiziert. Wer scheitert, erfährt hierzulande häufig eher Häme als Anerkennung für den Versuch. Doch wenn wir souverän mit unseren Fehlern umgehen und eingestehen können, dass es noch immer Themen gibt, die auch für uns problematisch sind, können wir uns verabschieden von der Hybris des allwissenden Coachs oder Beraters. Das bedeutet, wir können so viel authentischer und kraftvoller zu unseren Werten stehen und damit auch andere ermutigen, ihre Ängste als Wegweiser zu begreifen und Fehler als Quell des Lernens. Liegt darin nicht der tatsächliche Sinn des Mentorings?
Denkfragen:
Zu welchen Ängsten hast du dich bisher noch nicht bekannt?
Wie könntest du durch das Eingestehen von Schwächen andere ermutigen?
Sponsor:
Diese Rolle verlangt vom Coach die Fähigkeit, die Potenziale seiner Klienten aufzuspüren und zu fördern, damit sie in ihre wahre Größe kommen können. Damit wirkt der Coach auf der Ebene der Identität und ermöglicht seinen Klienten zu wachsen und die Möglichkeiten wahrzunehmen, die ihnen offenstehen.
Wenn wir über unsere Rolle als Coach hinausdenken, können wir uns fragen, in welcher Art und Weise wir noch mehr Menschen helfen können, ihr Potenzial zu erforschen und Wege zu finden, zu der Person zu werden, die sie sein könnten. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer engagieren sich für soziale Belange, getrieben von dem Wunsch, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Frage dich, wo dein Betätigungsfeld liegen könnte, wenn du nicht ohnehin schon das Thema gefunden hast, das dir besonders am Herzen liegt.
Denkfragen:
In welcher Weise kannst du auf gesellschaftlicher Ebene dazu beitragen, dass Menschen in ihre wahre Größe wachsen?
Welches soziale Anliegen berührt dich besonders?
Awakener:
Der Coach hat hier die Aufgabe, seine Klienten für ihre Vision zu öffnen und ihnen zu helfen, sich darüber klar zu werden, was ihre Rolle auf dieser Welt sein kann. Besonders herausfordernd ist dabei, den Klienten auf eine Weise zu begleiten, dass dessen Integrität und Kongruenz berücksichtigt wird.
In dieser Rolle können wir als unternehmerische Persönlichkeit noch mehr bewirken als „nur“ die persönliche Entwicklung zu fördern. Wenn wir unsere spirituelle Orientierung ernst nehmen, können wir durch unsere tägliche Praxis der Achtsamkeit und integren Handelns der Vision folgen, dass Bewusstseinsentwicklung ein evolutionärer Prozess ist, der nicht nur individuell, sondern auch kollektiv voranschreitet.
Denkfragen:
Inwieweit ist deine spirituelle Orientierung auch nach außen nachvollziehbar?
Wo verbindest du dich auf dieser Ebene mit anderen?
Du siehst: In unserer Rolle als unternehmerische Persönlichkeit können wir weit über die persönliche Selbstverwirklichung hinaus Einfluss nehmen. Weil wir immer mit Menschen arbeiten, haben wir die Möglichkeit, unsere Fähigkeiten auch daraufhin auszurichten, was wir mit unserem Tun in der Welt bewirken können.
Wie würdest du nun die Rolle beschreiben, die du einnehmen möchtest? Wo verortest du dich im gesamtgesellschaftlichen System, und wer sind mögliche Wegbegleiter, denen du dich zugehörig fühlst?
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