Selbstmarketing für Kulturschaffende

Meine erste Barcamp-Session

Letztes Jahr war ich zum ersten Mal auf einem Barcamp, nämlich dem stARTcamp in Köln, das Wibke Ladwig, Ute Vogel und Anke van Heyl gemeinsam ins Leben gerufen haben. Schon damals war ich sehr angetan von dieser Veranstaltungsform, bei er es kein festes Programm gibt und keine bezahlten Referenten. Stattdessen kann man ein eigenes Sessionthema vorschlagen, und wenn sich genügend Interessenten dafür finden, wird es ins Programm aufgenommen.

Man kann sich darauf vorbereiten und eine Präsentation zeigen, man muss aber nicht. Auch Fragerunden sind gern gesehen, oder einfach ein Austausch zu bestimmten Themen, Best-Practice-Beispiele, zu denen man fragen kann oder kreative Herangehensweisen an altbekannte Themen.

Das zweite stARTcamp Köln

Von allem etwas gab es auch gestern beim zweiten stARTcamp Köln, und ich bot nun also auch ein Thema für eine Session an: Selbstmarketing für Kulturschaffende, und warum das oft so schwierig zu sein scheint. Interesse war ausreichend vorhanden, und ehrlich gesagt war ich dann doch ziemlich überrascht, als plötzlich an die 50 Leute im Saal saßen ;-). Und einen Live-Stream gab es auch noch, und das bei meiner Session-Premiere!

Um das Eis zu brechen, überzeugte ich die Teilnehmenden erst einmal davon, dass sie alle Egoisten seien, wenn sie der Welt nicht kund täten, dass es sie und ihr Angebot gibt. Solchermaßen war der Boden geebnet für einen wirklich spannenden Austausch dazu, was Selbstmarketing im Kulturbetrieb eigentlich bedeutet. Aus meiner Sicht sind das dieselben Themen wie letztlich überall:

  • Finde heraus, wofür du stehst, was du besonders gut kannst und wirklich gerne tust.
  • Erforsche die Bedürfnisse deiner Wunschkunden, lerne sie wirklich gut kennen und finde dann Wege, diese zu erfüllen.
  • Finde heraus, über welche Kanäle du die Menschen am besten erreichst, die sich für dein Angebot interessieren sollen. Und frage dich, was davon am besten zu dir und deiner Art passt.

Dabei zeigte sich, dass einige der Teilnehmenden sich eher zu den ruhigen oder zurückhaltenden Menschen zählen, denen es schwer fällt, sich immer in den Vordergrund zu spielen. Meiner Überzeugung nach ist das aber gar nicht immer nötig. Man muss ja nicht ständig die Rampensau geben, um wahrgenommen zu werden, erst recht nicht, wenn einem das eigentlich gar nicht liegt. Umso wichtiger ist es aber, sich intensiv damit zu beschäftigen, wer man ist und wen man ansprechen möchte. Denn dann finden sich auch Marketing- und Vertriebskanäle, die wirklich passen.

Introvertierte sind übrigens nicht automatisch weniger erfolgreich. Dass das ein Trugschluss ist, zeigt Sylvia Löhken in ihrem Buch Leise Menschen – starke Wirkung: Wie Sie Präsenz zeigen und Gehör finden sehr gut auf. (Ergänzung 22.09.12: Mehr zum Thema Introvertierte findet ihr im Spiegel-Artikel Die Kraft der Stillen.)

Spannend fand ich auch eine Idee, mit inneren Persönlichkeitsanteilen zu arbeiten und diesen Aufgaben zuzuweisen. Manchmal muss eben der Selbstdarsteller mal raus, auch wenn der sich sonst eher selten zeigt. An anderen Tagen ist der introvertierte Kreative dran. Wichtig ist, dass man selbst entscheidet, wer wann im Vordergrund stehen sollte. Dann hat man Zugriff auf all seine Ressourcen und Fähigkeiten.

Insgesamt war ich sehr zufrieden mit dem Verlauf meiner allerersten Barcamp-Session, und ich hoffe, dass auch die Teilnehmenden ein paar Impulse mitnehmen konnten. Einige Gespräche danach ließen das jedenfalls erkennen, und ich habe mich sehr darüber gefreut!

Mehr vom stARTcamp

Mein persönliches Highlight war eine sehr kreative Session, bei der wir versucht haben, eine gut bekannte Seite aus dem Internet als Scharade zu spielen. In der kurzen Zeit kamen wir auf richtig lustige Ideen und hatten insgesamt viel Spaß beim Ausdenken und Vorspielen. Das ist ein Format, das ich sicher auch mal so oder ähnlich bei einem meiner Workshops einsetzen werde.

Außerdem lauschte ich aufmerksam den Erfahrungen von Tanja Leuthe über ein Projekt der Internationalen JugendBibliothek in München. Dort wurde versucht, Jugendliche über Social Media mit moderner internationaler Jugendliteratur bekannt zu machen und sie dazu zu motivieren, sich aktiv in Diskussionen einzubringen. Das fand ich sehr interessant, weil ich mich bisher noch nicht damit beschäftigt hatte, dass und wie Medien wie Facebook sich auch sinnvoll im Bereich Bildung einsetzen lassen. Spannend, da gibt es noch viel Luft nach oben, weil es natürlich auch jede Menge Vorbehalte zu überwinden gilt in diesem Bereich.

Und schließlich habe ich auch noch den Vortrag von Jan-Uwe Fitz sehr genossen, dem ich bei Twitter schon lange folge, dort bekannt unter dem Namen seiner Kunstfigur @vergraemer. Ich liebe seinen bösen Wortwitz, und es war spannend, den Künstler live zu sehen und zu hören, wie er selbst seine Metamorphose vom Twitterer zum erfolgreichen Autor bei DuMont erlebt hat.

Nächstes Jahr bin ich wieder dabei beim stARTcamp Köln!

Ach, es war wirklich ein runder und inspirierender Tag! Mein Dank geht an die drei „Herbergsmütter“, die wieder eine tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben, zusammen mit ihren Partnern und Sponsoren. Nächstes Jahr bin ich gerne wieder mit dabei.

Bildquelle: Alle Fotos von Oliver Schwarz

8 Kommentare zu „Selbstmarketing für Kulturschaffende“

  1. Liebe Heide,

    großes Dankeschön fürs Dasein und Deine herzlichen Worte. Wunderbar, dass Du wieder gern dabei warst. Wie schön, dass Deine Session-Premiere bei uns stattfand und gleich soviel Anklang fand. Es war ein fantastischer Tag und dass von Dir und vielen anderen so wertvolle und spannende Sessions angeboten wurden, hat wesentlich dazu beigetragen.

    Wir sammeln dieser Tage Blogbeiträge, Fotos, Folien, Podcasts und Videos ein und stellen dann nebst der aufgezeichneten Sessions alles zusammen in der Dokumentation im Blog zusammen. startcampk.posterous.com

    Sehr herzliches Winken!

  2. Liebe Heide,

    danke für den schönen Beitrag.

    Einer der Sätze, der mir von dem Tag besonders im Kopf hängen geblieben ist, ist aus der Session von Frank Tentler: „Nur wer sendet kann geortet werden“. Das sollte sich jeder Freiberufler hinter die Ohren schreiben 😉 – und man muss ja nicht laut senden!

  3. Liebe Heide,

    ich habe Deine erste Barcamp-Session sehr genossen und auch aus der entstandenen Diskussion viele gute Anregungen und Denkanstöße mit nach Hause genommen. Ich freue mich schon auf das nächste stARtcamp und hoffe, dass man Dich dann auch wieder mit einem spannenden Thema vorn stehen sieht. 😉

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